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Archiv-Artikel

Unauffällig strebt Google ein Monopol an

Der Suchmaschinen-Gigant will die heimischen PCs beherrschen – und geht dabei schlauer vor als Microsoft

BERLIN taz ■ Ist Google gefährlich? Kritiker befürchten, dass sich der Internetgigant immer mehr zu einem Informationsmonopol entwickelt. Denn die erfolgreiche Suchmaschine diversifiziert sich rasant – und setzt jetzt auch auf persönliche Kommunikationsdienste. Das neue „Google Talk“ ist eine Art reines Internettelefon: In guter Sprachqualität können sich Nutzer kostenlos unterhalten. Die Software „Google Sidebar“ wiederum verknüpft neuerdings die bislang fragmentierten Google-Dienste auf dem Desktop des Anwenders.

Acht Google-Dienste vereint „Sidebar“ nun: Dazu gehören unter anderem E-Mail, Nachrichtenservice, Weblogs, Diskussionsforen und Bilderverwaltung. Der Chaos Computer Club (CCC) warnt vor der Allmacht, die Google daraus erwachsen könnte. Tobias Rosenstock zur taz: „Was der amerikanische Geheimdienst NSA für die Kryptografie ist, das ist Google für Suchmaschinen. Kein Anbieter hat so viel Forschungs-Know-how in seiner Entwicklungsabteilung versammelt.“

Konkurrent Microsoft hat seine teils monopolartige Marktstellung oft rabiat verteidigt – etwa indem er Konkurrenten verklagt hat. Kritiker attestieren Google, weitaus geschickter die Vormachtstellung auf den heimischen PCs anzustreben. Fast unauffällig würden verschiedene Google-Dienste zu einer umfassenden Google-Informationswelt auf dem Desktop der Anwender verknüpft. Pressesprecher Stefan Keuchel von Google Deutschland möchte diese Vermutung nicht kommentieren, allerdings räumte er gegenüber der taz ein: „Ganz von der Hand weisen kann man das nicht.“

Doch der CCC fürchtet nicht nur ein Google-Monopol: „Für den Datenschutz ist es bedenklich, einem Anbieter Zugriff auf so viele persönliche Daten zu geben“, warnt Rosenstock. Tatsächlich hat Google dank seiner Geschäftsbedingungen von jedem Nutzer einen Persilschein, dass es alle Daten einsehen, speichern und weitergeben darf, sofern dies gesetzliche Bestimmungen erfordern.

Google verspricht allerdings, diesen Daten nicht ohne Zustimmung für Marketingzwecke zu nutzen, und deklariert in seinen Firmengrundsätzen: „Man kann Geld verdienen, ohne Böses zu tun.“ Schließlich, so Keucher, beruhe das gesamte Google-Geschäft auf der Glaubwürdigkeit des Unternehmens: „Unsere Konkurrenz ist nur einen Klick entfernt. Das Vertrauen unserer Kunden ist unsere Existenzgrundlage.“

Ein schlechtes Image wäre für Google auch problematisch, weil es über 90 Prozent seiner Einnahmen mit kontextbezogenen Werbeeinblendungen verdient. Ist der Ruf ruiniert, würde auch die Reklame wegbrechen. „Google ist so erfolgreich geworden, weil wir erst mal daran arbeiten, was das Beste für die Nutzer ist. Erst danach kommt das Kommerzielle“, sagt Keuchel überzeugt. Wer das nicht glauben will, kann Google meiden, solange es noch geht. TARIK AHMIA