: „Das sind wahltaktische Maßnahmen“
Für Forsa-Chef Manfred Güllner dient die Initiative „Frauen für Merkel“ hauptsächlich der Emotionalisierung
taz: Herr Güllner, wie wählen Frauen?
Manfred Güllner: Mann ist nicht gleich Mann, Frau ist nicht gleich Frau. Das Wahlverhalten differenziert je nach sozialer Schicht und Altersgruppe. Man kann aber eine gewisse Verschiebung feststellen. Die Grünen haben als Männerpartei angefangen und sind dann deutlich weiblicher geworden. Die Union wurde in der Anfangszeit der BRD eher von Frauen gewählt.
Inzwischen wählen weniger Frauen die Union. Gibt es eine Tendenz, dass sie inzwischen eher links wählen?
Nein, es handelt sich um eine Normalisierung der demografischen Struktur. Es ist auch eine Frage des gesellschaftlichen Wandels und der gestärkten Stellung der Frau in der Gesellschaft.
Hat Stoiber die Wahl 2002 verloren, weil er bei den Frauen keine Stimmen holen konnte?
In der Tat: Frauen aus allen Gruppen hatten Vorbehalte gegen Stoiber, das konnte man bei den Kanzlerpräferenzen sehen. Ob das die Wahl entschieden hat, kann man aber nicht genau sagen.
Und wie werden Frauen dieses Jahr abstimmen?
Ich glaube nicht, dass Merkel gewählt wird, weil sie eine Frau ist. Wir haben eine Konstellation, wo das geschlechterspezifische Wahlverhalten nicht durchschlägt. Die Stimmung gegenüber Rot-Grün ist sehr negativ. Die anderen Parteien wecken zwar nicht viele Hoffnungen, aber die wenigsten wollen Rot-Grün wieder wählen.
Das heißt, der Faktor Frau spielt im Wahlkampf gar keine so große Rolle?
Ich glaube nicht, dass das Thema Frau eine entscheidende Rolle spielt. Der Effekt von Frauen, die bisher nicht Union gewählt haben und dies jetzt tun werden, wird aufgehoben durch die Männer, die bisher CDU gewählt haben und dies jetzt wegen der Kandidatin nicht tun.
Frau Merkel hat gestern die Initiative „Frauen für Merkel“ vorgestellt. Kann das den Wahlkampf beeinflussen?
Das sind wahltaktische Maßnahmen, die der Emotionalisierung und der Stabilisierung derjenigen dienen, die sowieso Union wählen, aber sie bringen keine neuen Anhänger. INTERVIEW: SARAH MERSCH