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Archiv-Artikel

„Kanzler-U-Bahn“ soll ab 2006 rollen

BVG-Vorstand Necker verspricht Fertigstellung der U 55 am Pariser Platz bis zur Fußball-Weltmeisterschaft

Pünktlich zur Fußball-Weltmeisterschaft 2006 soll die „gute Stube“ Berlins, der Pariser Platz vor dem Brandenburger Tor, glänzen – und keine Baustelle mehr sein. Touristen und Fußballfans sollen den Reichstag und das Brandenburger Tor zudem vom neuen Hauptbahnhof aus direkt per „Kanzler-U-Bahn“ ansteuern können. Mit dieser Garantie beruhigte BVG-Vorstand Thomas Necker gestern Bundesinnenminister Otto Schily (SPD) bei einer Besichtigung des U 55-Tunnels. Schily hatte kürzlich etwas ungehalten den Senat zu einer „ansehnlichen Präsentation“ bei der WM aufgefordert.

Der Österreicher an der Spitze der Berliner Verkehrsbetriebe sagte gut 20 Meter unter dem Sockel des Brandenburger Tors: „Sofern uns der Himmel nicht auf den Kopf fällt und der Mond platzt, garantiere ich dem Herrn Innenminister der Bundesrepublik Deutschland, dass der Pariser Platz zur Fußball-Weltmeisterschaft 2006 baustellenfrei sein wird.“ Das Versprechen kann sich Necker leisten, weil der unterirdische Bau exakt im Zeitplan liegt, die Spree knochentrocken unterquert worden ist und das Brandenburger Tor nicht ein einziges Mal gewackelt hat. Auch der Ausbau der 171. Berliner U-Bahn-Station am Brandenburger Tor macht beste Fortschritte.

Den Bau lassen sich der Bund und Berlin rund 220 Millionen Euro kosten. Der Bund zahlt vier Fünftel. Am U-Bahnhof des künftigen Hauptbahnhofs an der Invalidenstraße sind in der riesigen, 3.000 Quadratmeter großen Halle an den Wänden weiße Emaille-Paneels angebracht. Beklebt werden sie mit historischen Aufnahmen von Berliner Kopfbahnhöfen wie dem Görlitzer, Anhalter und Stettiner Bahnhof.

Scharfe Kritik an den Bundesplanern äußerte der Architekt Axel Schultes. Er sieht seinen Plan, im Areal zwischen Bundeskanzleramt und Spreebogen eine Art Bürgerforum zu errichten, „regelrecht verraten“. Die wuchtige Decke und die stämmigen Säulen des U-Bahnhofs hatte er berechnet auf die Belastung durch sechsgeschossige Forumsneubauten. Dies bezeichnete er gestern als „sinnlose, sehr ärgerliche Verschwendung“. DPA