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KOMMENTAR: SVEN-MICHAEL VEIT ÜBER DAS GÄNGEVIERTELViel in Gang gebracht

Die Botschaft, die aus dem Quartier dringt, lautet, dass ziviler Ungehorsam sinnvoll, notwendig und legitim ist

Erreicht ist noch nichts, aber bereits viel gewonnen: Die Auseinandersetzung um das Gängeviertel darf als beispielhaft, besser: Beispiel gebend gelten für einen gesellschaftlichen Diskurs, der in dieser Stadt in Vergessenheit geraten zu sein schien. Und unabhängig von konkreten Ergebnissen, die weiterhin auf sich warten lassen, sind die Erfolge unübersehbar.

Die Botschaft, die aus dem alten Quartier im Hinterhof der Finanzbehörde dringt, lautet, dass ziviler Ungehorsam sinnvoll, notwendig und legitim ist. Sie mahnt, dass das Herz einer Stadt nicht in Bilanzen darstellbar ist. Sie beharrt altmodisch darauf, dass Identität unverkäuflich zu sein hat.

Die monatelange Besetzung des Gängeviertels durch Künstler hat für eine durchaus unerwartete Sensibilisierung in der öffentlichen Wahrnehmung und Diskussion gesorgt. Gerade auch bei denen, die sich jahrelang nicht für das Schicksal dieses Quartiers interessierten. „Schade, dass da Büros hinkommen, aber so ist es eben“ – nein, so ist es eben nicht.

Und deshalb ist schon die Besetzung des Viertels ein Kunstwerk für sich. Zudem setzt sie den Maßstab für künftige ähnliche Aktionen: Aktivisten, Politiker, Polizei und auch Medien werden daran zu messen sein.

Die Künstler haben nicht nur etwas in die Gänge gebracht, sondern auch viel in Gang.

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