: Kind „aus persönlichem Frust“ getötet
16-jähriger Berliner gesteht, 7-jährigen Nachbarsjungen erschlagen zu haben. Täter wegen Gewaltdelikten vorbestraft
BERLIN taz ■ Der Mord an einem siebenjährigen Berliner Jungen ist aufgeklärt. Wie Polizei und Staatsanwaltschaft gestern bekannt gaben, hat ein Jugendlicher aus der unmittelbaren Nachbarschaft den kleinen Christian S. „aus persönlichem Frust“ erschlagen. Bei dem Täter handelt es sich um einen 16-jährigen Hauptschüler, der wegen diverser Gewaltdelikte vorbestraft ist. Nachdem er anhand von an der Leiche gefundenen DNA-Spuren überführt worden sei, habe er ein Geständnis abgelegt, hieß es.
Es ist davon auszugehen, dass der Fall eine neue Diskussion über die Verschärfung des Jugendstrafrechts und die Verfahrensweise der Berliner Justiz mit jugendlichen Gewalttätern auslösen wird. Im Fokus der Kritik werden wieder einmal die Berliner Jugendrichter stehen, denen von Teilen der Polizei und Staatsanwaltschaft nachgesagt wird, mit jugendlichen Intensivtätern zu lasch umzugehen. Ein sarkastischer Unterton war nicht zu überhören, als Staatsanwalt Ralph Knispel gestern auf Nachfrage von Journalisten bestätigte: Christian S. würde noch leben, wenn der Täter im Juli keine Haftverschonung erhalten hätte. Damals, so Knispel, war der 16-Jährige einem Haftrichter zum Erlass eines Haftbefehls vorgeführt worden, weil er eine junge Person – „kein Kind“ – so zusammengeschlagen hatte, dass diese mit lebensgefährlichen Verletzungen ins Krankenhaus eingeliefert worden war. Die Haftverschonung war nach Informationen der taz mit dem Alter des Tatverdächtigen und mangelnder Fluchtgefahr begründet worden. Laut Knispel stand er zu diesem Zeitpunkt aber bereits unter Bewährung, nachdem er im Mai 2005, gleichfalls wegen eines Gewaltdeliktes, zu einer Jugendstrafe verurteilt worden war.
Christian S. war am Samstagmittag in einem Waldstück in Berlin-Zehlendorf Süd, in der Nähe der elterlichen Wohnung von seinem Vater tot aufgefunden worden. Das Kind lag nackt unter einer Plastikplane. Anhaltspunkte für ein Sexualdelikt gibt es jedoch nicht. Möglicherweise ist der Junge entkleidet worden, um eine falsche Fährte zu legen. Opfer und Täter kannten sich. Sie wohnten in der gleichen Siedlung quasi Tür an Tür. Bei der Begegnung im Waldstück sei es zwischen ihnen aus „nichtigem Anlass“ zum Streit gekommen. „Die Tat war nicht geplant“, sagte ein Kripobeamter. Der 16-Jährige ist Sohn eines schwarzen GIs und einer Deutschen. Er lebte bei seinen Großeltern. Mutter und Vater hat er nie kennen gelernt. PLUTONIA PLARRE