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Archiv-Artikel

„Bio kommt im normalen Markt an“

Werden die Subventionen gekappt, wird es für manche Biohöfe problematisch, sagt Öko-Experte Dietmar Gross

taz: Herr Gross, haben Sie als Ökobauer Angst vor einem Regierungswechsel?

Dietmar Gross: Nein, ich mache mir keine Sorgen. Auch eine CDU-geführte Bundesregierung wird akzeptieren müssen, dass der Biomarkt enorm wächst. Dieser Teil der rot-grünen Agrarwende ist in den Läden angekommen.

Aber die CDU will die Subventionen kappen. Werden Biohöfe ohne diese Unterstützung auskommen können?

Es wird problematisch. Vor allem drängen dann die Konkurrenten aus den EU-Nachbarstaaten auf den Markt.

Das heißt, der Druck auf die deutschen Erzeuger steigt. Wie viel billiger können sie produzieren?

Unter dem Strich wird beim Liter Ökomilch oder dem Kilo Ökosteak weniger übrig bleiben. Alle können da bestimmt nicht mithalten. Die Biobauern werden eine ähnlich leidliche Entwicklung durchmachen wie die konventionelle Landwirtschaft: Großbetriebe, Massenproduktion, lange Transportwege …

Will die Ökobranche heute denn nicht mehr wie früher Beschäftigung schaffen?

Das tut sie doch immer noch. Im Vergleich zur konventionellen Landwirtschaft ist der Arbeitseinsatz im Ökolandbau immer größer. Die Jobs werden allerdings in rationalisierte Großbetriebe und Billiglohnländer verlagert.

Ist das der Ausverkauf der Ökoidee?

Nein, Bio kommt nur in der normalen Marktwelt an – allein weil mittlerweile Discounter wie Plus in das Ökogeschäft einsteigen. Sie räumen Biowaren endlich Platz in den Regalen ein. So gewinnen wir mehr Käufer – und Akzeptanz.

Ist es egal, dass diese Lebensmittelketten sich nicht dafür interessieren, woher Produkte kommen, ob sie frisch sind?

Aldi und seine Rivalen wollen eben auch bei der Ökokartoffel einfach nur die Billigsten sein. Mehr nicht. Ein Teil der Kunden ist damit sehr zufrieden.

Inwieweit geht die Entwicklung zulasten der Qualität?

Bioprodukte werden streng kontrolliert. Da fliegen Mogelpackungen schnell auf. Die Frische oder die Nähe zum Erzeuger bleiben allerdings auf der Strecke.

Wie sieht die Ökobranche zur Wahl 2009 aus?

Sie wird wachsen und sich differenzieren – in ein Bio „billig“ und Bio plus Qualität. Es wird Bio im Discounter geben, im kinderfreundlichen Hofladen und im Bio-Feinkostladen mit Partyservice.

INTERVIEW: HANNA GERSMANN