: „Wie Jäger in der Savanne“
CROSSOVER Landesbänker Engelken diskutiert bei der Woche der seelischen Gesundheit über Eigentum
■ 56, ist stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Bremer Landesbank.
taz: Herr Engelken, eine Woche der seelischen Gesundheit ist für einen Banker eine eher ungewöhnliche Bühne. Warum betreten Sie sie?
Heinrich Engelken: Ich habe keine Scheu vor ungewöhnlichen Konstellationen, deswegen bin ich auf dem Höhepunkt der Finanzkrise auch schon ins Konsul-Hackfeld-Haus gegangen und habe mich dort der Diskussion gestellt. Ich bin sehr gespannt auf die Impulse, die es heute gibt. Schließlich existieren wir als Bank nicht im luftleeren Raum, sondern in einer realen Gesellschaft.
Sie diskutieren mit einem Psychiater, einer Finanzsenatorin und einem Campact-Vertreter über Eigentum und dessen Verpflichtungen. Welchen Beitrag leistet man dazu als Repräsentant einer Bilanzsumme, die mit 34,8 Milliarden Euro viermal so groß wie der Landeshaushalt ist?
Zunächst einmal ist die Höhe einer Bilanzsumme kein Synonym für ein tatsächlich bestehendes Risiko. Vielmehr leitet sich ein Risiko dadurch ab, worin man investiert. Und da ist es in der Tat ein großes Problem, wenn sich Investmentbanken wie Jäger in der Savanne verhalten, die ein Stück Wild schießen, ohne sich um dessen Aufzucht und Hege Gedanken zu machen. Unser Modell ist das realwirtschaftliche eines Landwirts: Wir können uns keinen Raubbau an unseren Äckern oder im Viehbestand leisten, weil wir sonst nicht langfristig existieren können. Man kann ein Unternehmen auch mit einem menschlichen Organismus vergleichen: Wenn da ein Arm oder Bein krank ist, kann das auf den ganzen Körper ausstrahlen.
Ihr „Arm“ wären dann die Schiffsfinanzierungen – mit denen haben Sie, trotz insgesamt sehr guten Abschneidens während der Finanzkrise, im ersten Halbjahr 2012 gut 100 Millionen Minus gemacht.
So ist es leider. Wir wissen, dass das Schiffsgeschäft immer zyklisch verläuft, allerdings haben wir mit einer dreijährigen Dauer der Krise gerechnet. Jetzt sind es schon vier Jahre und auch ein fünftes Krisenjahr deutet sich an. Das Entscheidende für ein Unternehmen ist aber nicht nur das ZDF: Zahlen, Daten, Fakten. Sondern, dass man als Unternehmen genügend Widerstandskraft hat, um mit solchen Krisen umgehen zu können. Im Englischen gibt es für diese Fähigkeit den schönen Begriff „resilience“.
Im Vorstand der Landesbank sind Sie für „Risiko“ zuständig. Was bedeuten millionenschwere Risiken für die Seele?
Natürlich bedeuten sie Stress – und dann ist entscheidend, dass die Personen, die ihm ausgesetzt sind, ein stabiles Umfeld haben. Bei mir ist das die Familie und die christliche Gemeinde, in der ich mich ehrenamtlich engagiere. INTERVIEW: HENNING BLEYL
1 9 Uhr, Konsul-Hackfeld-Haus