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Archiv-Artikel

Rente mit 70

Heiß diskutiert werden im Wahlkampf die Rezepte zur Sanierung der Rentenkassen. Für wenig sinnvoll und unsozial hält Matthias Knuth, Wissenschaftlicher Geschäftsführer des Instituts Arbeit und Technik (IAT) in Gelsenkirchen, Pläne, das Renteneintrittsalter massiv heraufzusetzen. „Die Heraufsetzung der Regelaltersgrenze verbessert nicht die Chance, im Alter zu arbeiten. Derzeit kommt nur ein knappes Drittel der jeweiligen Neurentner direkt aus beitragspflichtiger Beschäftigung“, so Knuth. Fast ebenso viele bezogen zuletzt Leistungen wegen Arbeitslosigkeit, und das dritte Drittel war in den letzten Jahren vor Renteneintritt überhaupt nicht mehr am Erwerbsleben beteiligt. Wer vorher geht, muss schon heute einen Abschlag von 0,3 Prozent pro Monat des vorzeitigen Rentebeginns hinnehmen. Bei einer Rentengrenze mit 70 würde demnach ein tatsächlicher Rentenbeginn mit 63 auf eine Kürzung um 25 Prozent hinauslaufen. „Die Abschlagsregelung ist schon jetzt sozial ungerecht“, findet Knuth, „bis 65 arbeiten typischerweise Akademiker, die eine deutlich höhere Lebenserwartung haben als Arbeiter und unter den Frührentnern sind viele gering Qualifizierte, die ihr Erwerbsleben früh begonnen haben, harten Arbeitsbedingungen ausgesetzt waren und ihre Gesundheit verschlissen haben.“