Off-Kino
: Filme aus dem Archiv – frisch gesichtet

„Tampopo“ 4. 9.–5. 9. in den Eva-Lichtspielen

Die Idee, Cartoon-Figuren und Schauspieler gemeinsam auftreten zu lassen, ist nicht unbedingt neu: Gene Kelly tanzte mit gezeichneten Haremswächtern, Esther Williams schwamm mit Tom & Jerry, und Lina Romay hatte Droopy auf dem Schoß sitzen. Doch so technisch brillant wie in Robert Zemeckis’ „Falsches Spiel mit Roger Rabbit“ (1988) ist die Verbindung von Live-Action und Zeichentrick selten gelungen. Bob Hoskins klärt als heruntergekommener Privatdetektiv Eddie Valiant mehrere Morde auf und bekommt es dabei mit dem überkandidelten Trickkaninchen Roger, dessen üppiger Frau Jessica und einem fiesen Richter (Christopher Lloyd) zu tun. Dabei ist Valiant, der Toons nicht leiden kann, zu allem Überfluss auch noch furchtbar schreckhaft: Es kann einem aber auch wirklich den ganzen Tag verleiden, wenn vor dem Fenster plötzlich Dumbo herumfliegt …

„When We Were Kings“ (OmU) 1. 9., 5. 9. im Arsenal 1

Mit einem Kracher eröffnet das Arsenal-Kino seine Boxfilmreihe: Leon Gasts Film „When We Were Kings“, in dem der amerikanische Regisseur den Weltmeisterschaftskampf zwischen Muhammad Ali und dem damaligen Titelträger George Foreman 1974 in Kinshasa, Zaire dokumentierte, gehört zum Besten, was das Genre zu bieten hat. Weil der Kampf wegen einer Verletzung Foremans um einige Wochen verschoben werden musste, bekam Gast die Gelegenheit, die Sportler bei ihrer Vorbereitung auf den Kampf zu begleiten, und schuf dabei ein faszinierendes Porträt – vor allem vom genialen Selbstdarsteller Muhammad Ali: Hinter seiner großen Klappe verbarg sich ein intelligenter, sehr witziger Mann, der dem weißen Amerika gern unbequeme Wahrheiten ins Gesicht schleuderte und damit auch zum Stifter einer „schwarzen Identität“ wurde. Der grummelige Dampfhammerboxer Foreman taugte im Vergleich mit dem leichtfüßigen Ali da weit weniger als Idol. Er verlor den Kampf dann ja auch, was Norman Mailer zwanzig Jahre später so mitreißend kommentiert, dass man noch mitfiebert, obwohl man das Ergebnis längst kennt.

Der Nudelsuppenwestern: In der Komödie „Tampopo“ (1986) des Regisseurs Juzo Itami (der vor ein paar Jahren seinem Leben tragischerweise selbst ein Ende setzte) hilft ein mysteriöser Fernfahrer mit breitkrempigem Hut der eifrigen Besitzerin einer heruntergekommenen Imbissbude, zur besten Nudelsuppenköchin ganz Japans zu avancieren. Nur mit der Liebe klappt es nicht, denn der Cowboy zieht schließlich weiter. Doch die überaus charmante und ironische Suppengeschichte ist nur ein Teil des Ganzen: In vorwiegend makaberen Randepisoden wird das Thema Nahrung unter den verschiedensten Aspekten beleuchtet, als da wären: Tod (Mutter bereitet unter Aufbietung letzter Kräfte das Essen für die Familie vor), Schmerz (die vereiterte Zahnwurzel und der Besuch beim Zahnarzt) und Erotik (ein Gangster und seine Freundin beim Spiel mit dem Essen). Zudem geht es um die Frage, wie man Japanern das korrekte Essen von Spagetti beibringt, um Leute, die im Kino mit Chipstüten knistern, und um Bürotrottel, die sich als Gourmets erweisen. LARS PENNING

„Falsches Spiel mit Roger Rabbit“ 4. 9. im Z-inema