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Archiv-Artikel

Plan B, aber besonnen

ELBPHILHARMONIE Streit zwischen Hamburg und Hochtief verschärft sich wieder. Senat schließt Trennung vom Essener Baukonzern nicht mehr aus

„Wie geht man mit möglichen Planungsfehlern in der Vergangenheit um?“

BERND PÜTTER, HOCHTIEF

Es gebe „in der Tat einen Plan B“, bestätigt der Sprecher des Hamburger Senats, Christoph Holstein. „Es könnte eine Situation eintreten, die uns zwingt, die Elbphilharmonie mit anderen Partnern weiterzubauen“, sagte Holstein gestern auf der Landespressekonferenz im Rathaus. Das müsse aber „gründlich und besonnen“ erfolgen. Noch hoffe der Senat „auf eine weitere Zusammenarbeit“ mit dem Baukonzern Hochtief.

Damit ist die Fertigstellung der Elbphilharmonie weiterhin eine Hängepartie. Von einer „kritischen Phase“ sprach zuvor auch Enno Isermann, Sprecher der Kulturbehörde. Vor drei Monaten hatten sich die Stadt und der Essener Baukonzern Hochtief grundsätzlich über die Fertigstellung des Konzerthauses in der Hafencity verständigt – weitergebaut wurde bislang allerdings nicht. „Wir erwarten, dass das, was dort unterschrieben wurde, für beide Seiten gilt“, bekräftigte Isermann gestern.

Hochtief-Sprecher Bernd Pütter erklärte, sein Unternehmen sei zuversichtlich, mit der Stadt in den nächsten Wochen eine Einigung hinzubekommen. Die Materie sei aber sehr komplex. So sei eine Frage: „Wie geht man mit möglichen Planungsfehlern in der Vergangenheit um?“

Nach der vor drei Monaten getroffenen Vereinbarung wird Hochtief das Saaldach nachrüsten und es zusammen mit der Fassade bis Sommer 2013 fertigstellen. Sämtliche Planungen insbesondere für die Gebäudetechnik sollen Hochtief und die Schweizer Architekten Herzog & de Meuron gemeinsam erstellen. „Wir versuchen jetzt, gemeinsam diese Ziele in rechtlich verbindliche Regeln zu gießen“, sagte Pütter. Dabei geht es dem Vernehmen nach vor allem um die Frage, wer für bisherige Planungsfehler haftet: Herzog & de Meuron wollen da nicht hineingezogen werden, Hochtief und Hamburg streiten seit Jahren um Millionensummen.

Bauherr und -konzern sind seit langem über das Werden des Prestigebaus im Clinch. Zunächst sollte das gläserne Konzerthaus die Stadt 77 Millionen Euro kosten und 2010 fertig sein. Mittlerweile liegen die öffentlichen Kosten bei mindestens 323 Millionen Euro, mit der Eröffnung wird für 2016 gerechnet. Seit Anfang vorigen Jahres versucht ein Parlamentarischer Untersuchungsausschuss der Bürgerschaft, zumindest etwas Licht in das Dunkel zu bringen.  SMV