: Und abends gibt es dann noch lecker Fisch
Aktiverer, schönerer Fußball: Im österreichischen Schruns bereitet sich der SC Freiburg auf eine Saison vor, in der vieles besser werden soll
Mike Frantz
Von Christoph Ruf
In Schruns wird derzeit die Wasserversorgung umgestellt – mit gravierenden Folgen für das Fitnessprogramm des Betreuerstabs. Noch im vergangenen Jahr rannten Sportdirektor Jochen Saier und Co-Trainer Lars Voßler vom Fußballbundesligisten SC Freiburg zusammen mit einem Pulk aus Physiotherapeuten und Betreuern an manchen Abenden viele hundert Treppenstufen von der Talstation bergauf in Richtung Stausee. Doch die Strecke, die an einem riesigen Wasserrohr entlang führt, ist diesen Sommer gesperrt.
Etwas weniger schweißtreibend als üblich fällt dieser Tage auch das Mannschaftstraining aus, das der SC nun schon im zwölften Jahr in Folge auf dem tadellosen Rasen des FC Schruns hier im malerischen Vorarlberg (Österreich) austrägt. Doch das liegt ausschließlich am Wetter: Am Sonntag fand die Vormittagseinheit auf regennassem Rasen statt, über 21 Grad ist das Thermometer seit dem ersten Training am Freitag noch nicht gestiegen.
Nachdem in den letzten Wochen nicht weniger als fünf Testspiele im Freiburger Umland auf der Agenda standen, wird in Schruns viel im taktischen Bereich gearbeitet. Am Samstagvormittag stand ein Spiel zehn-gegen-elf auf dem Programm; Überzahlsituationen und das Verhalten nach Balleroberungen sollten so simuliert werden. Sonntags galt es, Spieleröffnung und Abschluss gegen eine simulierte 4-4-2-Formation zu üben – „Und wenn der Gegner den Ball hat, wollen wir nicht in Passivität verfallen, sondern aggressiv aus der Ordnung heraus gegen den Ball arbeiten“, berichtet Neuzugang Jérôme Gondorf.
Trainer Christian Streich leitet immer wieder selbst einzelne Trainingsgruppen. Das Kopfballtraining für die Innenverteidiger fällt dabei so intensiv aus, dass einem der über zwei Meter großen Kunststoff-Dummys, die es zu überspringen gilt, die Luft ausgeht.
Nachdenklich hat die Freiburger Verantwortlichen die abgelaufene WM gestimmt. So verdient Frankreich Weltmeister geworden sei, so erstaunlich sei es, dass eine Mannschaft mit dieser überragenden individuellen Qualität sich mit Ballbesitzquoten von unter 40 Prozent zufrieden gebe, findet Streich. Der SC hingegen will kommende Saison wieder aktiveren, schöneren Fußball spielen als in der abgelaufenen, als man sich erst am letzten Spieltag rettete, viel auf lange Bälle setzte und selten attraktiven Fußball bot: „Das war auch aus der Not geboren“, berichtet Sportdirektor Saier unter Verweis auf die teils lange Verletztenliste in der vergangenen Spielzeit. „Aber es stimmt schon: Wir haben oft nicht den Fußball gezeigt, den Trainer und Mannschaft spielen wollen.“
Saier und Streich sind zuversichtlich, dass die Qualität durch Neuzugänge erhöht werden konnte. Neben Gondorf und Innenverteidiger Dominique Heintz ist auch Angreifer Luca Waldschmidt ein Kandidat für die Stammplätze. Am Montag wird der ehemalige Hamburger ins Training einsteigen, am Wochenende musste er genau wie Robin Koch und Lukas Kübler aufgrund leichterer muskulärer Probleme noch individuell trainieren. Dann wird auch Nils Petersen in Österreich erwartet, der am Wochenende wegen seiner Teilnahme an der WM-Vorbereitung eine längere Pause bekam.
Ob ein Trainingslager gelingt oder nicht, liegt auch an anderen Dingen, wie Routinier Mike Frantz berichtet, der die Küche des Mannschaftshotels in höchsten Tönen lobt: „Hier freut sich jeder schon mittags aufs Abendessen.“ Und das sei nicht nur aus kulinarischen Gründen wichtig: „Wenn du viel trainierst, musst du abends viel essen. Vielen Köchen fällt aber nur die Bolognese als Begleitung zu Reis, Kartoffeln, Nudeln ein. Dann isst du weniger und schon fehlt dir die Kraft.“ Am Wochenende gab es keinen Grund zur Klage. Sondern Saibling und Garnelen.
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