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■ 27. Unabhängiges Filmfest Osnabrück
Es ist eines der ältesten Filmfestivals in Norddeutschland. Seit 1986 werden in Osnabrück einmal im Jahr Filme gezeigt, die nach dem Selbstverständnis der Festivalgründer „engagiert und innovativ“ sein sollten. Zuerst hieß es „Tage des Unabhängigen Films“, doch 2001 wurde entschieden, dass bei der Auswahl der gezeigten Filme eher inhaltliche als ästhetische Maßstäbe entscheidend sein sollten. Mit dieser gesellschaftspolitischen Ausrichtung ging auch der Namenswechsel einher. Bis Sonntagabend werden im inzwischen 27. Jahr etwa 70 Filme gezeigt.
Eine dreiköpfige Expertenjury wählt aus fünf präsentierten Filmen den Gewinner des Friedensfilmpreises aus, der mit 5.000 Euro dotiert ist. Zu den in diesem Wettbewerb gezeigten Filmen zählt die dänische Dokumentation „Der Botschafter“, in der mit versteckter Kamera gezeigt wird, wie der Regisseur Mads Brügger in Liberia versucht, sich einen Posten als Konsul zu kaufen. Der Spielfilm „Sharqiya“ von Ami Livne erzählt von einem Beduinen in Israel, der sich gegen die Räumung seiner Siedlung wehrt. Die Folgen des Bürgerkriegs in El Salvador macht die Dokumentation „The Tiniest Place“ von Tatiana Huezo Sánchez deutlich, in deren Mittelpunkt die Bewohner eines zerstörten Dorfes stehen, die versuchen, dieses wieder aufzubauen und ihre Traumata zu bewältigen.
Von einer fünfköpfigen Schülerjury wird der Filmpreis für Kinderrechte vergeben. In diesem Wettbewerb wird „Weil ich schöner bin“ von Frieder Schlaich gezeigt. Der Spielfilm beruht auf wahren Begebenheiten und erzählt von einer 13-jährigen Schülerin, der die Abschiebung von Berlin nach Kolumbien droht.
In den letzten Jahren wurde fast jeder neue Film von Ken Loach auf dem Filmfest präsentiert, und diese Tradition führt auch der neue Festivalleiter Florian Vollmers weiter. „The Angel’s Share – Ein Schluck für die Engel“ (siehe Foto) ist eine für Loach ungewöhnlich unbeschwerte Komödie, in der er davon erzählt, wie ein schottischer Kleinkrimineller auf den Geschmack von feinstem Malt Whisky kommt. Über weite Strecken ist dies ein Loblied auf die Schotten und ihr flüssiges Kulturerbe, doch nebenbei macht sich Loach über die Reichen lustig, die bereit sind, Millionen für ein Fass Whisky zu zahlen.
Ein originelles Projekt hat der französische Dokumentarfilmer Laurent Hasse mit „Glück... Das gelobte Land“ verwirklicht: Er durchwanderte ganz Frankreich und befragte die Menschen, die er auf dieser Reise traf, nach ihren Vorstellungen vom Glück. Das Ergebnis ist ein poetisches Roadmovie, das sich auf anderen Festivals als Publikumsliebling entpuppte. In „Werden Sie Deutscher“ hat Britt Beyer drei Teilnehmer eines Berliner Integrationskurses aus Bangladesh, Palästina und Argentinien ein halbes Jahr lang bei ihren „Deutschstunden“ begleitet und dabei ist ein komischer und kluger Dokumentarfilm entstanden, der deutlich macht, wie komplex die Situation von Einwanderern sein kann.
Das 27. Unabhängige Filmfest Osnabrück läuft noch bis Sonntag in den Spielstätten Lagerhalle, Filmtheater Hansetor und Haus der Jugend. Weitere Infos unter www.filmfest-os.de