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Archiv-Artikel

Annäherung zwischen Pakistan und Israel

Nach Israels Abzug aus dem Gaza-Streifen offeriert das islamische Pakistan der Regierung Scharon neue Beziehungen

JERUSALEM taz ■ Nur gut eine Woche nach Vollendung des Abzugs aus dem Gaza-Streifen und dem nördlichen Westjordanland erntet Israel die ersten diplomatischen Früchte. Außenminister Silvan Schalom und sein pakistanischer Amtskollege Khurscheed Mehmood Kasuri gingen gestern in Istanbul gemeinsam vor die Presse, um die Aufnahme diplomatischer Kontakte kundzutun.

Die pakistanische Regierung rechnet nun damit, dass „das Ende der Besatzung im Gaza-Streifen zur Gründung des palästinensischen Staates, Seite an Seite mit Israel führen wird“, erklärte Kasuri. Der begonnene Prozess müsse im Westjordanland fortgesetzt werden, fügte der Außenminister hinzu und versicherte, dass „die islamische Welt bereit dazu ist, sich in Richtung verbesserter Beziehungen mit Israel zu bewegen“. Voraussetzung für einen Botschafteraustausch sei aber die Gründung des Palästinenserstaates „mit Hauptstadt Jerusalem“.

Israel strebt volle diplomatische Beziehungen zu Pakistan an, wobei auch Außenminister Schalom einsehen musste, dass „der Zeitpunkt für die Eröffnung von Botschaften noch nicht gekommen ist“. Dennoch bezeichnete er das Treffen mit seinem pakistanischen Amtskollegen als „bedeutungsvollen Durchbruch“. Offenbar bestehen schon seit einigen Monaten Kontakte zwischen den beiden Ländern, die auf Wunsch der Pakistanis indes bislang geheim gehalten wurden. Vor zwei Jahren brach Pakistan bilaterale Beratungen ab, nachdem die israelische Presse davon Wind bekommen hatte. Die pakistanische Regierung geht erklärtermaßen davon aus, dass verbesserte Beziehungen zu Israel zum Nutzen der arabischen Welt sind. Kritik kam dennoch von der islamistischen Gruppe Dschamat-i-Islami, die gegenüber al-Dschasira von einem „schwarzen Tag in der Geschichte des (pakistanischen) Staates“ sprach. Auch der in Syrien lebende führende Hamas-Aktivist Mussa Abu-Marsuk verurteilte das Treffen der beiden Außenminister.

Israel unterhält offiziell diplomatische Beziehungen zu den vier islamischen Staaten Ägypten, Jordanien, Türkei und Mauretanien. Die Nachbarländer Ägypten und Jordanien hatten im Verlauf der Al-Aksa-Intifada Ende 2000 aus Protest über die massiven Militäroperationen im Palästinensergebiet ihre Botschafter aus Tel Aviv abgezogen. Beide Länder entschieden im Frühjahr, dem Gipfeltreffen zwischen Israels Premierminister Ariel Scharon und Palästinenserpräsident Machmud Abbas folgend, über ein Ende des Boykotts. SUSANNE KNAUL