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Archiv-Artikel

Beharrende Behaarung

Was sagt uns das? David Beckham hat ihn und Wolfgang Thierse sowieso: einen Bart

Von MRE

Jetzt ist der Bart ab! So dachten zumindest einige SPD-Abgeordnete im Anschluss an die erste Sitzung des Bundestages: Während der wurden die stellvertretenden Präsidenten des Parlaments gewählt. Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse (SPD), 66 Jahre alt und bekennender Bartträger, erhielt mit 371 Stimmen das schlechteste Ergebnis aller Stellvertreter – wohl aufgrund mangelnder Unterstützung der Union. Er bleibt aber so beharrlich auf seinem Posten, wie sein toternst gemeinter Bart dran bleibt.

Fußballer David Beckham hingegen, 34, einziger Metrosexueller der Welt und erst seit kurzem Bartträger, bleibt nicht, sondern kehrt zurück. Nämlich zum AC Mailand, wohin er von Los Angeles Galaxy ausgeliehen wird. Im Gegensatz zu Thierses „Schon immer und deshalb erst recht“- Bart ist Beckhams Bart, obwohl weit weniger dicht von Wuchs, ein Thema, das die Welt bewegt: „Bleibt der dran?!“

Beckham sagt „eine Weile“ – eben so lange, wie die Mode es will, und die will gerade. Bei jungen Männern ist der Vollbart schwer beliebt, wenn er auch nicht so ernst gemeint ist wie bei Thierse. Er steht für nichts als eine spielerische Wiederaneignung von prekär gewordener Männlichkeit. Der Bart als Selbstbehauptung – gegen die Vorliebe einer (in diesem Fall) weiblichen Mehrheit, die von Gesichtsbepuschelung nichts wissen will.

Vielleicht hat sich die SPD in den letzten Jahren, modisch bedingt, einfach zu viel Substanz abrasiert. MRE