das wetter:
Geranien
Sein höchstes Gut ist weg. Er zückt sein Taschenmesser, kratzt damit fein säuberlich einen Rest Erde auf der Kaffeedecke ab. Hier draußen haben sie in Reih und Schönheit vor ihm gestanden, über all die Jahre. Namen hat er ihnen gegeben, Sigrun etwa oder Pisa und Piso. Sein absoluter Liebling hat auf Highlander gehört. Lange tot. Geranien-Gerhard wischt sich eine Träne aus dem Knopfloch. All die anderen, wie tapfer sie durchgehalten haben, und dann das. Geranien-Gerhard guckt noch mal in die einzelnen irdenen Blumentöpfe. Tatsache. Seine verbliebenen Geranien haben über Nacht den Sittich gemacht. Die Nachbarin hat es ihm erzählt, am Briefkasten vorher. Weggeflogen seien seine Geranien, siebzehn an der Zahl habe sie gezählt. Nur die dicke Rote sei nicht richtig hochgekommen und bei Frau Dimpfer auf dem Balkon zerschellt. Zum Weinen. Alles futsch.
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