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Jan-Paul Koopmann Popmusik und EigensinnDa hopst die Neue Mitte

Als „Crossover“ plötzlich nicht länger die ergebnisoffene Verbindung verschiedener Sparten meinte, sondern die im Gegenteil streng reglementierte Rapperei über E-Gitarren und Schlagzeug, da war der Spaß längst vorbei. Auch Dog Eat Dog müssen das damals in den 90ern gemerkt haben. Sonst würden sie ja nicht so beharrlich das Gegenteil behaupten.

Dog Eat Dog gehören zu den Pionieren des Genres. Doch anders als Body Count, Rage Against the Machine oder Biohazard hatten Dog Eat Dog zwar auch Bock auf Sprechgesang – dabei aber gar nichts zu sagen.

Das ist nicht schlimm und ging dann ja auch vielen der Nachfolgern so. Bemerkenswert ist es aber, weil Dog Eat Dog trotzdem den Zeigefinger ihrer Ursprünge in Rap und Hardcore nicht runterbekommen und noch das Nichts in Parolenform gegossen haben. In „Isms“ steht etwa diese berühmt gewordene Liste von Dingen, die Dog Eat Dog nach eigenen Angaben nicht brauchen und/oder nicht wollen: „Racism“, „Sexism“, „Fascism“, klar, aber eben auch keinen „Leftism“, der sich dort einen Vers mit dem Terrorismus teilt.

Das Problem ist nicht die Abgrenzung von den politischen Spektren, für die es gute Gründe geben kann, sondern die Ästhetisierung des hirnlosen Mitmachens. Und die schauerliche Illusion, es handele sich bei der aggressiven Verweigerung, zwischendurch mal über irgendwas nachzudenken, um den klügeren, vernünftigeren Zugriff auf die Wirklichkeit. „No fronts no tricks no soap box politics / No guns just blunts we kick this just for fun“.

Dass beleidigt klingt, wer sich über so etwas mokiert, lässt sich nicht vermeiden, seit die Neue Mitte den Kulturkampf um die alternative Szene gewonnen hat. Seither herrscht auch unter smarten Szenegänger*innen die Wahnidee, von einer links-ideologischen Mehrheit umzingelt zu sein, gegen die man die Fahne des Unpolitischen kraftvoll verteidigen müsse. Für Dog Eat Dog interessieren die sich natürlich nicht.

Sollten sie aber! Schon dieses Saxofon, Markenzeichen und Wunderwaffe der Band, hat etwas unangemessen Alarmierendes. Suchen Sie sich „Who’s the King?“ auf Youtube oder sonstwo raus und versuchen Sie, die ersten zehn Sekunden still zu sitzen. Sich etwas peinlich berührt hinsetzen und auf den Boden gucken können Sie, wenn die Allerweltsgitarren einsetzen.

Mi, 27. 6., 20 Uhr, Tower

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