kurzkritik
: Poetisches am Flachbildschirm

Gedichte in der Straßenbahn –die Idee ist nicht neu, aber noch immer gut. In einem Gemeinschaftsprojekt mit der Apollon-Stiftung präsentiert jetzt auch die Bremer Straßenbahn AG (BSAG) Poetisches in ihren Fahrzeugen. Dazu bestückt sie ihre wenig beachteten Touchscreen-Verkaufsautomaten ausnahmsweise nicht nur mit Eigenwerbung, sondern auch mit Gedichten.

In der Praxis sieht das so aus: Straßenbahn- und BusfahrerInnen mit mindestens überdurchschnittlicher Sehstärke können ab und an vielleicht einen Blick auf ein Gedicht erhaschen, etwa„Der Radwechsel“ von Bertolt Brecht. Wenn der Leser sich beeilt, kann er vielleicht sogar ein paar Zeilen aufschnappen. Dann schaut der Leser sich minutenlang Werbung an, in der Hoffnung, dass das Gedicht noch einmal auftaucht und der gestresste Fahrgast zu Ende lesen kann. Wenigstens ist er danach bestens über das vielfältige Ticketangebot der BSAG informiert.

Selbst Privatsender haben ein erträglicheres Verhältnis von Werbung und Inhalt in ihrem Programm. Fazit für die Fahrgäste: Eine gute Idee, aber schlecht präsentiert. Lieber ein Buch mitnehmen. Achim Eidenberg

Auf allen Bus- und Straßenbahnlinien der BSAG gibt es wöchentlich ein neues Gedicht.