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Archiv-Artikel

Eine Stadt sieht wieder Rot

Berlin stellt sich gegen die Wechselstimmung. Während es im Bund nach einer schwarz-gelben Bundestagsmehrheit aussieht, dreht sich in der Hauptstadt der Trend: Die SPD überholt die CDU

VON MATTHIAS LOHRE

Zwei Wochen vor der Bundestagswahl überholt in der Hauptstadt die SPD in Meinungsumfragen die CDU. Bei der Sonntagsfrage zur Abgeordnetenhauswahl zeigt sich ein ähnlicher Stimmungswandel. Damit stemmt sich Berlin gegen den Bundestrend.

Wäre bereits am kommenden Sonntag Bundestagswahl, würden 30 Prozent der Berliner WählerInnen für die SPD stimmen; das sind 4 Prozentpunkte mehr als vor einem Monat. Fast im gleichen Maße fällt die bisher siegesgewisse CDU zurück. In der neuen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Emnid im Auftrag der Berliner Morgenpost kommt die Union nur auf 27 Prozent und verliert damit 3 Prozentpunkte im Vergleich zum Vormonat. Aus einem großen Vorsprung von 9 Prozentpunkten für die CDU Ende Juni ist damit ein 3-Prozentpunkte-Rückstand geworden.

Mit 14 Prozent verzeichnen die Grünen einen Zuwachs von 2 Prozentpunkten. Damit nähert sich die Partei langsam wieder den Umfragewerten aus der ersten Jahreshälfte, als sie beständig zwischen 15 und 18 Prozent rangierte. Zugleich verliert die im Hochsommer außerordentlich starke Linkspartei.PDS: Von 21 Prozent sinken ihre Umfrageergebnisse auf 18 Prozent. Auch die FDP verliert einen Prozentpunkt und erreicht 6 Prozent.

Warum verliert die CDU in Berlin, während sie bundesweit stabil bleibt? Dahinter steckt aus der Sicht von Matthias Moehl vom Wahlprognose-Institut Election.de ein verbreitetes Unions-Problem: „Die CDU ist in Berlin – ähnlich wie in Hamburg oder Köln – personell schlecht aufgestellt.“ Zudem bleibe das Wahlverhalten in den Ballungsräumen im Vergleich zu den Bundestagswahlen im Jahr 2002 weitgehend konstant: „Das platte Land wechselt von der SPD zur CDU, die Städte bleiben eher bei Rot-Grün.“

Auch bei der Sonntagsfrage für die im Herbst 2006 anstehenden Abgeordnetenhauswahlen tauschen CDU und SPD die Plätze. Die SozialdemokratInnen gewinnen laut Emnid-Umfrage satte 6 Prozentpunkte hinzu und kommen auf 32 Prozent. Gleichzeitig fällt die Union von 29 auf 25 Prozent. Aus einem 3-Punkte-Vorsprung für die CDU ist in einem Monat ein ebenso großer Rückstand gegenüber der SPD geworden.

Während die Grünen mit 15 Prozent 1 Prozentpunkt zulegen, bleibt die FDP bei 6 Prozent stabil. Die Linkspartei.PDS hingegen verzeichnet ein sattes Plus: Nach 14 Prozent im Vormonat kommen die SozialistInnen auf 20 Prozent. Ihr Spagat zwischen Regierungsverantwortung im Land und Oppositionsrolle im Bund hat ihrer Beliebtheit nicht geschadet.