: Das tägliche Drama Berlins
PARTNERSCHULEN Ausländische Jugendliche erkunden die Hauptstadt und stellen ihr eigenes Theaterstück vor
Alleine sitzt die Schülerin auf der Bühne und spielt Geige. Plötzlich eilt ein wütendes Mädchen auf sie zu: Die Musik geht ihr auf die Nerven. Sie will sich beschweren. „Stooopp“, ruft jemand laut. „Du kommst doch viel zu früh“, sagt der Theaterregisseur. Alle müssen lachen.
Die Proben sind Teil des Pasch-Theaterprojekts, organisiert von den Goethe-Instituten in Prag, Budapest und Ankara. Schüler von Berliner Partnerschulen aus der Slowakei, Tschechien, Ungarn und der Türkei studieren dafür Theaterstücke ein – auf Deutsch. Seit einem Jahr läuft das Theaterprojekt, gegründet wurde es vom damaligen Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD). In Berlin findet nun die Abschlussveranstaltung statt, bei der rund 50 Schüler ein gemeinsames Stück erarbeiten.
„Wir wollen mit unserem Projekt weg vom klassischen Unterricht“, erklärt Thomas Freundorfer vom Goethe-Institut Prag. Ein Jahr lang trafen sich die Theaterkurse ein Mal pro Woche in ihren Schulen und probten. Drei Workshops gab es dieses Jahr schon, immer in einem anderen Land. „Beim ersten Mal haben sich die Schüler eher beschnuppert, im zweiten Workshop wurden dann schon Freundschaften geschlossen“, sagt Michael Hauke vom Goethe-Institut Budapest.
Das letzte Zusammentreffen findet nun in Berlin statt. Eine Woche lang erkundeten die 50 Jugendlichen zwischen 14 und 17 Jahren die Stadt. Unter dem Thema „Unser tägliches Drama“ verarbeiteten sie mit Hilfe von Theaterpädagogen ihre Beobachtungen zu kurzen Szenen. „Den Berlinern wird in dem Theaterstück sozusagen der Spiegel vorgehalten“, sagt Hauke.
In einem Nebenraum wird eine weitere Szene geprobt. Zwei Touristen fotografieren Sehenswürdigkeiten. Dabei versperren sie sich permanent die Sicht. „Weg da! Du stören mich hier“, sagt einer der beiden in etwas gebrochenem Deutsch. „Die Jugendlichen sprechen gerne Deutsch“, sagt Freundorfer. „Allein das war uns wichtig.“
Die Abschlussveranstaltung findet am Freitag um 17.30 Uhr im Jugendzentrum „Pumpe“ in der Lützowstraße 42 in Tiergarten statt. Der Eintritt ist frei. „Frank-Walter Steinmeier hat sich aber leider nicht angekündigt“, sagt Freundorfer und schmunzelt. DANIEL TUBIES