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meinungsstark

Staatstragend: Finanzkriminalität

„Die Finanzkrise hat noch Puls“, taz vom 19./20./21. 5. 18

Interessant, deprimierend, zugleich ängstigend dieser Artikel. Wie weiter gegen das strategische Vorgehen von Black Rock, (beteiligt auch bei Bayer, Dupont, BASF, Monsanto) mit der systematischen Abschaffung des „freien Marktes“ und des Wettbewerbs? Also einer globalen Diktatur des Geldes mit gleichzeitiger Verabschiedung von Recht und Freiheit und den demokratischen Grundlagen? Ein persönlicher Freund (MdB) sagte 2013: „Wir haben keine Demokratie mehr“; aber dann eine „verstaatlichte Kriminalität“? Fred Walter, Remscheid

Trikots freiwillig verschenkt?

„Fußball ist niemals unpolitisch“, taz vom 18. 5. 18

Verwundert bin ich über die Kurzsichtigkeit der Berichterstattung über die Trikotübergabe von Mesut Özil und İlkay Gündoğan an R. T. Erdoğan. Da wird der Eindruck erweckt, die beiden hätten freiwillig und mit Begeisterung an der Veranstaltung teilgenommen. Glaubwürdiger scheint mir, dass Erdoğans Wahlkampfteam den Termin gefordert hat und vermutlich auch İlkay Gündoğans persönliche Widmung diesem sehr nahe gelegt wurde.

Davon ausgehend, dass beide Kicker in der Türkei Freunde und Verwandte haben, sehe ich deren Verhalten als alternativlos. Ansonsten hätten doch deren Verwandte mit Repressalien rechnen müssen und sie selbst bei einer Einreise sicher auch mit einer besonders persönlichen Behandlung. Natürlich hätte es uns alle gefreut, wenn die beiden mit einem Grinsen und dem Mittelfinger geantwortet hätten, aber die Konsequenzen, eben auch für Unbeteiligte, wären doch absehbar! Diesen Gedanken zumindest zu erwähnen, hätte ich von der taz eigentlich erwartet. Jan Lange, Lüdenscheid

Soll die AfD mal für Gutes zahlen

„Konto gekündigt“, taz vom 19./20./21. 5. 18

Was für eine bescheuerte Reaktion: der AfD-Stiftung das Konto zu kündigen – als würde das Geld stinken. Man legt doch sein Geld bei der GLS-Bank an, weil sie ethisch vertretbare Kriterien zur Wiederanlage des Geldes garantiert, kurz gesagt ökologisch und sozial. Je mehr Leute da mitmachen, umso besser. Wenn nun selbst die Schurken aus der AfD ihr Geld in förderungswürdigen Projekten anlegen und dadurch indirekt die Welt verbessern – was spricht dagegen? Warum rümpft man geniert die Nase und bleibt sauber im Kreis der Selbstgerechten? Dieser Rauswurf macht es sich moralisch leicht, ist eitel und nicht vernünftig. Peter Dahlhaus, Köln

Kulturtragend: Lederhosen, Kimono

„Einmal Exotik bitte“, taz vom 18. 5. 18

Der Artikel geht scheinbar davon aus, dass es geschlossene Kulturen gebe, die irgendjemandem gehören, weshalb jemand von der kulturellen Aneignung betroffen sein, sich verletzt fühlen oder gar ausgebeutet werden könnte. Aber wem gehören Lederhose und Kimono als solche? Tatsächlich doch niemandem. Kultur ist keine geschlossene Einheit, die man zerstört, indem man sich Elemente “aneignet“.

Die Position von Herder, Kulturen seien wie geschlossene Kugeln, die sich nur aneinander stoßen könnten, ist nicht nur reaktionär, sie ist vollkommen falsch. Das gilt auch für die Auffassung von kulturellem Austausch als Tausch von „Kulturraum-typischen Objekten“. Als die Germanen bei den Römern sich die Fenster abguckten und den Namen dafür aus dem Lateinischen gleich mit übernahmen, wurden keine Objekte ausgetauscht. Lernen und Nachahmen ist kein Austausch von Objekten, sondern ein Verhalten aller intelligenten Lebewesen. Die Absurdität des Geredes von der kulturellen Aneignung zeigt sich sofort, wenn man sich klar macht, dass auch das Erlernen einer Sprache darunter fällt. Soweit kommt es noch, dass linke und rechte Identitätsschwätzer sich beleidigt fühlen, wenn ein Ausländer ihre Sprache lernt, ohne vorher „bei der Kultur“ die Erlaubnis eingeholt zu haben. Reaktionäre, falsche Ansichten bleiben auch dann falsch, wenn sie in linker Verkleidung daherkommen. Thomas Lange, München

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