: Dringender Bedarf
Betr.: Angekündigte Schließung der taz hamburg
Seit 24 Jahren ist die taz eine wichtige Stimme in der Hamburger Zeitungslandschaft. Wir wollen, dass das so bleibt und sprechen uns gegen eine Schließung der Lokalredaktion der taz sowie eine zunehmende Pressekonzentration in Hamburg ausAnnette Falck und Martin Berendsohn
Wir brauchen in Hamburg nicht weniger, sondern mehr Lokalberichterstattung in der taz. (...) Es gibt den dringenden Bedarf dafür. Das gilt einmal für die Themenauswahl. Wer, wenn nicht die taz, berichtet zum Beispiel kontinuierlich über Migrations- und Flüchtlingspolitik? Das gilt aber auch für eine vom Mainstream abweichende Bewertung von Politik und gesellschaftlicher Entwicklung. Deshalb brauchen wir Euch.
Und die taz braucht ja auch uns – als Leserinnen und Leser, als Abonnenten und Unterstützer bei jeder Rettungsaktion. Also eine dringende Bitte an die Geschäftsführung in Berlin: Stärkt die taz in Hamburg, indem Ihr die taz hamburg stärker macht. Eine kleine Restseite taz nord hilft gar nichts – und macht Eure Zeitung für Hamburgerinnen und Hamburger unattraktiv. Christa Goetsch, GAL-Fraktionsvorsitzende in der Hamburgischen Bürgerschaft
Vor fast 20 Jahren bin ich auf die andere Seite der Elbe in den Landkreis Harburg gezogen, aber der taz-Lokalteil Hamburg hat mir immer ein bisschen das Gefühl vermittelt, über das, was in meiner Heimatstadt politisch und kulturell so abgeht, einigermaßen „auf dem Laufenden“ zu sein. Schon aus Zeitgründen ist die taz hamburg oft der einzige Teil der taz gewesen, den ich gründlich las – was in Berlin und in der großen weiten Welt so alles passiert, kriegt man ja auch über die Glotze mit.
(...) Für mich wäre eine taz ohne Hamburg-Lokalteil eben nur noch gelegentlich, wegen der Berichterstattung zu besonderen Ereignissen, interessant. Da kann ich mir die taz dann aber auch am Kiosk kaufen und brauche kein Abo. Aber noch ist ja nicht alles verloren, oder? Eva Ulrich, Appel
Was ist schlimmer – Hamburg ohne taz oder taz ohne Hamburg-Teil? Hamburg ohne taz ist ärmer, aber die Stadt wird es überleben. taz ohne Hamburg-Teil könnte der Anfang vom Ende eines einzigartigen Zeitungsprojekts sein. (...) Hanne Tügel
Hätte ich mein taz-Abo nicht einst von meiner Oma geerbt, hätte mich spätestens der Umzug nach Hamburg und der berufliche Kontakt mit den hiesigen Medien zur taz bekehrt. So nötig wie hier ist sie wohl nirgends. Der publizistische und unternehmerische Unverstand, von dem die Pläne zur Eliminierung der Rest-Nord-taz zeugen, macht mich aber so sauer, dass ich mein Abo jetzt vom Fortbestand der Hamburg-Redaktion anhängig mache. Vielleicht sollte man sich auch in Berlin mal ein paar Gedanken darüber machen, warum in Hamburg eine unabhängige Tageszeitung gebraucht und vor allem gekauft wird. Astrid Köhler
Die Einstellung des HH-Lokalteils kommt entweder 2–4 Jahre zu spät oder erfolgt 2 Jahre zu früh. Das ist leicht zu erklären: Mit Rot-Grün in Berlin mag die politisch eher linksorientierte Leserschaft weniger begierig gewesen sein, eine kritische Stimme zu abbonnieren. In der Tat ist es ja so: Man war am Drücker. Irgendwie zumindest. Wenn die taz hamburg also derart defizitär war (ist), dann hätte man den Laden nach der Wahl 02 dichtmachen müssen. In einem Moment, in dem aber ein Regierungswechsel bevorsteht, bzw. eine bleierne Große Koalition ohne wirkliche Opposition im Bundestag wäre das Hochklappen des Bürgersteigs nur kurzsichtig. Es kommen neue Leser. Bald schon nach dem 18. September. Lars Sachmann, Berlin
Die Kritik an den Schließungsplänen der Redaktionen in HH und HB ist nötig und wichtig. aber unerträglich empfinde ich es, dass die Kritik im Hauptteil der taz totgeschwiegen wird. Müssen etwa Anzeigen im Hauptteil der taz gekauft werden, weil die Redaktion in Berlin Informationen über anstehende Schließungen unterschlägt? Christian Ehlers, Lüneburg