: Urlaub mit Tieren ist möglich, aber sinnlos
Weder Hund noch Katze würden eine Fernreise buchen, sagen Tierschützer*innen. Besser: Haustiere bei Freund*innen unterbringen
Von Benno Schirrmeister
Oft wird gegen Tierhaltung in Wanderzirkussen demonstriert. Und europaweit fordern sämtliche Tierschutzorganisationen das Ende der Tiertransporte von der Mastfabrik quer über den Kontinent bis zum ökonomisch günstigsten Schlachthof – und bekommen breite Unterstützung. Die Einsicht, dass es Tiere meist stresst, zu verreisen, ist also verbreitet. Und weil laut Tierschutzgesetz niemand einem Tier ohne vernünftigen Grund Schmerzen, Leiden oder Schäden zufügen darf, wäre damit die Sache im Grunde erledigt – denn aus eigenem Antrieb legen nur wilde Arten wie Wölfe oder Zugvögel weite Strecken zurück.
Heimtiere sind dagegen standorttreu, und sie haben oft – gerade Katzen – ein ausgesprochenes Territorialverhalten. Sprich: Ohne vernünftigen Grund wäre es, streng genommen, illegal sie mit in den Urlaub zu verfrachten. Nun nimmt niemand das Tierschutzgesetz streng. Und zugleich sind vernünftige Gründe vorstellbar: So bilden manche Hunde, weil stark auf ihre jeweiligen Menschen fixiert, eine Ausnahme, wenn ihre Besitzer*innen es in den eigenen vier Wänden nicht aushalten.
Sie seien „am liebsten immer und überall mit dabei und meist unkomplizierte Reisebegleiter“, informiert denn auch der Deutsche Tierschutzbund (DTB), warnt aber zugleich vor möglichen Strapazen. So fühle sich nicht jede Zuchtlinie in jedem Klima wohl. Und nicht überall sind sie wohlgelitten: „Erkundigen Sie sich bitte frühzeitig, ob er in Ihrem Urlaubsdomizil auch willkommen ist“, empfiehlt deshalb der DTB.
Bei Katzen, Kleintieren und Vögeln rät der DTB ab, sie mit auf Reisen zu schleppen. Stattdessen sind Unterbringungen bei Freund*innen, das vielerorts angebotene Programm „Nimmst du mein Tier – nehm’ich dein Tier“ oder die Unterbringung in einer der zahlreichen kommerziellen Tierpensionen die bessere Lösung. Nur wer partout niemanden findet, der das Heimtier angemessen versorgen könnte, und den vermeintlichen Liebling sonst an den nächsten Laternenpfahl binden zu müssen meint, sollte das vermutlich kleinere Übel wählen – also mit dem armen Hamster verreisen.
Dass es dennoch einen Trend zum Urlaub mit dem Haustier zu geben scheint, spricht weniger für wachsende Tierliebe als die Erkenntnis, dass hier Profit möglich scheint. Ein gutes Beispiel dafür ist die technisch versiert gestaltete Website mit dem unverfänglich-charmanten Namen petsontour.de: Die von Tierschutzorganisationen propagierte Möglichkeit der Fremdbetreuung der Heimtiere kennt sie nicht. Dafür werden die Tipps, die sie anbietet, passgenau nach Reisezielen, Verkehrsmittel und nach Hund, Katze oder Frettchen gefiltert. Im Wesentlichen bestehen sie aus den gesetzlichen Informationen, die sich aber auch bei offiziellen Stellen wie der EU oder dem Bundeslandwirtschaftsministerium beziehungsweise bei den Behörden der Zielländer abrufen lassen.
Zugleich empfiehlt die Site aber immer, wenn es irgendwie passt, den Tierarzt anzusprechen, „damit er Ihrem Vierbeiner ein geeignetes Medikament verschreibt“. Betreiber des Portals ist denn auch der Pharmagigant MSD, der für viele Heimtierkrankheiten Impfstoffe und Präparate in Form von Tabletten, Spot-Ons oder Halsbändern vertreibt.
Zumindest lernt man so, dass Reisen Tiere krank macht. Besonders selbstverständlich Flugreisen: In Deutschland gibt es dazu keine Zahlen, aber US-Fluggesellschaften müssen sämtliche Zwischenfälle mit Tieren an Bord melden: Für immerhin 24 verlief die Reise tödlich, 15 trugen Verletzungen davon: Damit wurde rund jedes 10.000 Tier nicht nur gestresst, sondern deutlich körperlich durchs Fliegen beeinträchtigt. Angesichts der Statistik scheint das Risiko bei größeren Unternehmen größer.
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