LESERINNENBRIEFE :
Ein Zeichen ist das nicht
■ betr.: „Europa hat seinen Preis“, taz vom 13. 10. 12
Ein Konsenspreisträger. Man kann nicht tiefgründig dafür oder dagegen sein. Ein Zeichen ist das nicht.
Die Frage ist doch: Sollen ganze Länder oder wie in diesem Fall Staatenverbunde einen derart symbolträchtigen und weltpolitisch eminenten Preis erhalten? Eine Institution wie die EU, die konvergierende und widersprüchliche Interessen beheimatet, kann den eigentlichen Geist dieses Preises kaum mit Leben erfüllen.
UWE ROOS, Spiesen-Elversberg
Eine tolle Sache
■ betr.: „Europa hat seinen Preis“, taz vom 13. 10. 12
Ich finde die Auszeichnung des Friedensnobelpreises für die EU eine tolle Sache.
Jetzt wird diskutiert, wer von der Bürokraten- und Politprominenz aus Brüssel den Preis entgegennehmen sollte. Ich finde, es sollten Kinder, deren Zukunft Europa ist, Senioren, die noch unter Kriegen in Europa zu leiden hatten, und ehrenamtliche Kommunalpolitiker, die ehrenhalber für den Erhalt von Demokratie in Europa in ihren Gemeinden und Städten arbeiten, als buntgemischte Gruppe aus allen Mitgliedsstaaten den Preis entgegennehmen. Es sind doch die einfachen Menschen, ohne die Europa nicht funktionieren würde und die vor allem von den Vorzügen profitieren sollten. Diese europäische Idee muss die Preisverleihung dann auch medial rüberbringen und das ginge nur so, statt mit Politikern wie Barroso, die nie ein Volk gewählt hat. MARKUS MEISTER, Kassel
Militarisiertes Staatenbündnis
■ betr.: „Europa hat seinen Preis“, taz vom 13. 10. 12
Nach Obama nun der Friedensnobelpreis an die EU.
Die europäischen Staaten haben seit Ende des Weltkrieges nicht mehr gegeneinander Kriege geführt. Sie haben das Morden außerhalb Europas gelegt. Großbritannien gegen Argentinien um die Falkland-Inseln, Frankreich in afrikanischen Staaten, Belgien im Kongo. Deutschland und EU-Staaten haben Jugoslawien völkerrechtswidrig überfallen, EU-Staaten sind dabei im Krieg gegen Afghanistan, Irak und Libyen. Zurzeit wird die Stimmung gegen Syrien und Iran angeheizt, bis die Europäer für die Kriege in diesen Ländern stimmen. Der Lissabonner Vertrag verpflichtet die EU-Staaten zu Aufrüstungsprogrammen und -ausgaben.
Mir ist unverständlich, dass dieses militarisierte Staatenbündnis einen Friedenspreis bekommen kann. Die Verleihung ist eine Verhöhnung seiner friedliebenden Staatsbürger und -bürgerinnen. Bekommt demnächst die Nato oder Oberst Klein den Friedenspreis? ERNST BUSCHE, Bremen
Von den Arbeitern erwirtschaftet
■ betr.: „Siemens soll wieder sparen“, taz vom 13. 10. 12
siemens hat eines der besten „operativen ergebnisse“ erwirtschaftet, das heißt, die arbeiter und angestellten der firma haben das erarbeitet. nun sollen sie entlassen werden, weil den aktionären die sahnehaube zu klein ist. der gewinn landet also wieder auf dem finanzmarkt, eine spielwiese für leute, die mehr geld haben, als sie ausgeben können.
die entlassenen arbeiter müssen von der arbeitenden bevölkerung mitgetragen werden, nicht jedoch von den aktionären. in unserem grundgesetz steht, dass eigentum verpflichtet (für das gemeinwohl). und ich habe vor langer zeit gelernt, arbeitgeber hätten eine fürsorgepflicht für ihre arbeiter und angestellten. zudem habe ich gelernt, der gewinn einer firma, von den arbeitern erwirtschaftet, dient auch dazu, die arbeitsplätze auch in schlechteren zeiten erhalten zu können. dies zu gewährleisten wäre aufgabe unserer regierung, diese funktioniert aber nicht, vermutlich weil sie aus aktionären besteht.
ich wundere mich immer wieder, dass sich arbeiter, angestellte sowie wegrationalisierte arbeitslose sich das seit jahrzehnten gefallen lassen. dieses „system“ dient nur noch als selbstbedienungsladen für die oberste, finanzstärkste gesellschaftsschicht, frei von moral und unabhängig von grundgesetz und rechtsverständnis. die bundesregierung wurde vor langer zeit als „soziale marktwirtschaft“ gegründet. so steht es wenigstens auf dem papier. davon ist nicht viel übrig. übrig sind nur noch gier und egozentrik. und der kleine mann schluckt es und hofft vielleicht, dieses system könnte für ihn auch mal einen krümel abwerfen.
so stabilisiert sich diese sauerei von selbst: gier und die hoffnung, irgendwann mal teilhaben zu können, machen die menscheit dumpf und blöd. ELKE GRÖZINGER, Wunstorf
Noch andere Tätigkeiten
■ betr.: „Steinmeier greift an“, taz vom 15. 10. 12
Niemand hat etwas dagegen, wenn Abgeordnete neben ihren Mandatspflichten noch anderen Tätigkeiten nachgehen. Nur muss, um Korruptionsverdacht gar nicht erst aufkommen zu lassen, natürlich der Auftraggeber, das Honorar und die dafür benötigte Zeit angegeben werden. Der Wähler in seinem Wahlkreis kann dann entscheiden, ob dieser Abgeordnete dann auch noch seine Interessen korrekt vertreten kann und für ihn wählbar ist.
Heute verschweigen die Kandidaten bewusst dem Wähler, dass sie noch vielen anderen Dienstherren dienen wollen.
RÜDIGER KAMMERHOFF, Königslutter