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wortwechselKapitalismus-Kapriolen – mit und ohne Kuba

Heldenkult-Werbespots der Grünen. Spahn fabriziert Luftnummer. Der Kapitalismus hat Kuba nie vergessen, aber blockiert. Und: Brauchen taz LeserInnen Wurst mit Ananas und Majo?

Dezember 2017: eine Schulwand in Guantánamo, Cuba. Ernesto Che Guevara, Camilo Cienfugos. Und eine Lehrerin Foto: Carlos Barria/reuters

Grüner Werbekitsch

„Ex-Grüne gegen Alt-Grünen“, taz vom 19. 4. 18

Ein Mann macht sich bereit. Er schnürt die Schuhe, setzt die Stirnlampe auf und läuft los. Begleitet wird er von den Akkorden eines einsamen Klaviers. Bald wird die Stadt zum Leben erwachen. Während er durch die Dunkelheit läuft, denkt er darüber nach, was diese Stadt ihm alles zu verdanken hat. Ihre Schulden haben sich halbiert, es wurden neue Jobs geschaffen und Investitionen getätigt. Er hat Straßenbahnlinien, Plätze und Kitas ausgebaut, eine Reihe öffentlicher Einrichtungen saniert. Längst hat sich die Musik zu einer Hymne aufgeschwungen. Er schüttelt Hände, lächelt, schließt Menschen verschiedener Kulturkreise für ein Gruppenfoto in die Arme. Und er dirigiert – im Gespräch, auf der Baustelle.

Er läuft und läuft und endlich ist er angekommen, steht auf dem Schlossberg, aufrecht und stolz blickt er auf sein Reich hinab: Freiburg. Bleibt mir hier ein Spielraum zum selbstständigen Denken? Eine Distanz, um diese Werbung als das zu sehen, was sie ist, nämlich ein Stück Propaganda? Oder werde ich knapp zwei Minuten lang eingelullt mit Kitsch und Pomp und Heldenkult ohne jegliche Brechung?

Möchte ich einen Menschen, der sich auf diese Weise inszeniert, wirklich zum Oberbürgermeister wählen?

Philipp Enders, Köln

Spahns Luftnummer

„Spahn entlastet Rentner und Arbeitnehmer“, taz vom 21./22. 4. 18

Der schneidige Gesundheitsminister Spahn entpuppt sich doch schnell als populistischer Schwätzer: Wenn er nun ankündigt, die Krankenkassenbeiträge sollten gesenkt werden, mag das fürs Erste gut ankommen. Wenn aber zur selben Zeit zum x-ten Mal die Rede davon ist, Pflegekräfte müssten besser bezahlt und die Wartezeiten auf einen Arzttermin kürzer werden, wissen wir doch gleich: Das werden Luftnummern, die nix kosten dürfen. Stefan Baier, Offenbach

Wurstebrei statt Politik

„Wurststücke mit Ananas, Ketchup und Mayo“, taz vom 21./22. 4. 18

arrrrrrrghhhhh … ich schreie, ich kenne die taz, seit es sie gibt. am wochenende nun das: zwei sätze (!!) über den streit bei der linken zwischen fraktion und parteispitze – und dann eine ganze seite (!!!) über den allergrößten bullshit: „wurststücke mit ananas, ketchup und mayo“. wie viel hip will die taz denn noch? offensichtlich gibt es für diese art lifestyle-berichterstattung auch bei den taz-leser_innen eine nicht unbedeutende zielgruppe. ich gehöre nicht dazu. bitte taz, etwas mehr wichtig. auch wenn wochenende ist. Helmut C. Büscher, Osnabrück

taz-Recherche zur AfD

„Ein Scharnier nach ganz rechts“, taz vom 14./15. 4. 18

Heute las ich einen kurzen Leserbrief und dabei fiel mir ein, mich ebenfalls bei der taz für die Kooperation zum Netzwerk AfD zu bedanken. Manchmal habe ich beim Lesen der taz einige innerliche Fragezeichen vor Augen. Die Recherche zu den rechtsradikalen Bünden und Machenschaften der AfD jedoch ist das Beste, was ich seit Langem gelesen habe.

Die taz leistet damit, was rot-rot-grüne Politik längst hätte liefern müssen: eine Auseinandersetzung mit Personen, Positionen und Querverbindungen der radikalen Rechten, die unser freiheitliches und plurales Gesellschaftsmodell beerdigen wollen. Die zurück wollen zu einem widerwärtigen politischen System, von dem viele annahmen, dass es für immer überwunden wurde.

Es ist höchste Zeit, dass Demokraten aufwachen und aktiv werden gegen rechtsradikale Umtriebe.

Raimund Schorn-Lichtenthäler, Datteln

Kuba-Kapitalismus

„Kuba ganz ohne Castro“, taz vom 18. 4. 18

Mir ist es ein Rätsel, wie der Autor ausgerechnet auf einen kubanischen Mathematiker und dessen Ehefrau, eine Logopädin, treffen konnte, die ihre finanziell prekäre Situation und ihren täglichen Überlebenskampf nicht auch in Zusammenhang mit der nach wie vor bestehenden US-Handels-, Wirtschafts- und Finanzblockade gestellt hätten. Die Kubaner, die ich kennenlernen durfte, hatten meist ein ausgeprägtes Geschichtsbewusstsein in ihrem Kampf gegen die Ausbeutung der Kolonialherren. Und auch wenn sie erst nach der Revolution geboren wurden, lieferte ihnen der mächtige Nachbar im Norden noch genügend aktuelles Anschauungsmaterial dafür, was ihnen blühen könnte, wenn sie nicht weiter in „Habachtstellung“ blieben. Schließlich hatten viele von ihnen Freunde oder Verwandte, die Opfer von Terroranschlägen geworden waren.

Kuba beklagte (und konnte diese Zahlen 1999 vor der UN-Spionageabwehrkommission belegen) 3.478 Tote und 2.099 Schwerverletzte mit bleibenden Beeinträchtigungen, abgesehen von wirtschaftlichen Schäden – aufgrund von Terroranschlägen seitens der hauptsächlich in Südflorida ansässigen Exilkubaner, die in den USA ungestraft davon kamen. Josie Michel-Brüning, Jülich

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