: Teure Software für ALG II
Hertener Software macht vielleicht letzten Fehler
25 Millionen Euro bekommen Krankenkassen monatlich von der Bundesagentur für Arbeit geschenkt. Schuld daran ist eine fehlerhafte Software aus Herten, die dort ursprünglich von der Firma Prosoz entwickelt wurde. Nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit (BA) soll dies der letzte in einer langen Reihe von Fehlern sein. Es werde über eine komplette Neuentwicklung der Software nachgedacht, sagt BA-Sprecherin Ilona Mirtschin.
Noch arbeiten in Herten 30 Programmierer an der Software A2LL und das heißt „Arbeitslosengeld II – Leistungen zum Lebensunterhalt“. Fast wäre die der Stadt gehörende Prosoz im Frühjahr dieses Jahres an A2LL pleite gegangen, denn die Probleme bei der Einführung und Wartung der Software wuchsen dem kommunalen Softwarehaus finanziell über den Kopf. Prosoz rettete sich mit Hilfe der Firma T-Systems, die die Software mit Rechten und Pflichten und auch die Programmierer übernahm. T-Systems ist die Softwarefirma der Deutschen Telekom, die schon das Mautsystem Toll-Collect mitentwickelt hat.
Für die Neuprogrammierung soll die alte Firma zuständig sein, sagt Mirtschin. Damit würde sich die BA eine Neuausschreibung ersparen, nicht zu vergessen die 15,4 Prozent der Telekom-Aktien, die der Bund noch hält. Dass die Software momentan die Krankenkassen reicher macht als nötig, liegt daran, dass es nicht möglich ist, den ermäßigten Beitragssatz für Arbeitslosengeld-II-Bezieher einzustellen. Das ist bisher der letzte Fehler im Programm, das zum Start von Hartz IV rund 2,6 Millionen Bedarfsgemeinschaften versorgen sollte. So füllte die Software Kontonummern von der falschen Seite auf, beispielsweise wurde aus 1234567 die Nummer 1234567000 satt 0001234567. Das Geld lief bei den Banken auf so genannten „Scherbenkonten“ auf, Krisenstäbe wurden eingerichtet. Zur kurzfristigen Lösung des Problems stellte die Agentur auf Barschecks um – die aber teilweise nicht zugestellt werden konnten, da die Software lange Straßennamen kürzte. Ende Juli stellte sich heraus, dass die Software Probleme mit Einmal-Zahlungen hat, die die Agentur dann prompt einstellte. Zudem stornierte das Programm Abmeldungen, Anmeldungen und Veränderungsmitteilungen zur Krankenversicherung. KOK