: Die Stadt trocknet
NEW ORLEANS dpa/rtr ■ Das Wasser beginnt zu sinken, doch das Chaos bleibt: Nachdem die ersten Pumpen repariert sind, wird das Wasser aus den Straßen von New Orleans abgesaugt und in den Pontchartrain-See geleitet. Mehr als eine Woche nach dem Hurrikan „Katrina“ dauern die katastrophalen Zustände in der Stadt dennoch an. Noch immer steht das Wasser knietief in den Straßen, noch immer warten tausende auf Rettung – und viele weigern sich, ihre Häuser zu verlassen. „Wir sagen immer wieder, dass die Stadt völlig zerstört ist“, sagte der Polizeichef von New Orleans, Warren Riley. „Wir versuchen sie zu überzeugen, dass es sinnlos ist zu bleiben – es gibt weder Arbeit noch Lebensmittel“.
Die Gouverneurin von Louisiana, Kathleen Blanco, sagte, sie gehe von mehreren tausend Toten in ihrem Staat aus. Der Bürgermeister von New Orleans, Ray Nagin, warnte vor Epidemien. Leichen verwesten im Wasser, Mücken brüteten in den überfluteten Regionen und verbreiten dann neue Krankheiten, sagte Nagin. In der Stadt waren in den vergangenen Tagen bereits viele Leichen durch die Straßen getrieben. Pioniere des US-Heeres arbeiteten gestern weiter am Stopfen der Dämme, die das Wasser aus dem Mississippi und dem Pontchartrain-See hätten zurückhalten sollen.
„Wir kommen sehr langsam voran“, sagte ein Sprecher über den Fortschritt beim Abpumpen der überfluteten Stadt. Die Ingenieure wollen sicherstellen dass die Dämme durch das abgepumpte Wasser nicht erneut gefährdet sind. Expertenschätzungen zufolge dürfte es noch an die 80 Tage dauern, bis die Stadt leer gepumpt ist. Die Straßen hatten bis zu sechs Meter unter Wasser gestanden.
Im Pentagon gibt es derweil offenbar Überlegungen, die überfluteten Gebiete mit Insektiziden zu besprühen. Damit solle die Vermehrung der Mücken gestoppt werden, die unter anderem das West-Nil-Virus verbreiten, das Hirnhautentzündung auslösen kann, berichtete der Nachrichtensender CNN.