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Archiv-Artikel

Am Hammer vorbei

Sonderverkauf im Haus Hannover: Die Niedersächsischen Museen dürfen sich die Kunstschätze als erste sichern

Von tbr

Das Welfenhaus hat schon vor der eigentlichen Sotheby‘s-Auktion im Herbst Kunstschätze an niedersächsische Museen verkauft. Das Geld kam von sechs niedersächsischen Kulturstiftungen. 47 Objekte für gut 500.000 Euro wechselten den Besitzer. Zum „Sonderpreis“, meint Christoph Graf Douglas, Kunstberater des Hauses Hannover. „Eine einmalige Kooperation in Deutschland“, sagte Gerd Biegel, Direktor des Braunschweigischen Landesmuseums.

Die Museumsdirektoren durften sich die Kunstschätze aussuchen. Nach eigenen Angaben haben sie ihre günstige Startposition jedoch nicht dazu benutzt, die Rosinen aus dem Kuchen zu picken. Vielmehr hätten sie aus den 20.000 Objekten vor allem die Stücke herausgesucht, die Lücken in ihren Beständen schlossen.

So erwarb das Niedersächsische Landesmuseum in Hannover das nach Plänen von Gottfried Wilhelm Leibniz gebaute Modell einer Wasserpumpe für die Große Fontäne von Schloss Herrenhausen. Das Braunschweiger Landesmuseum besorgte sich einen Reiterharnisch, das Bomann-Museum in Celle eine hölzerne Feldflasche und das Herzog-Anton-Ulrich-Museum ein Bildnis des Herzogs August Wilhelm zu Braunschweig und Lüneburg.

Als Initiator der großen Versteigerung im Oktober darf sich der 22-jährige Ernst-August von Hannover der Öffentlichkeit präsentieren, ältester Sohn des derzeitigen Chefs des Hauses Hannover. Unter den Hammer kommen unter anderem wertvolles Prozellan, Gemälde und Rüstungen. Erwartet wird nicht nur ein Aufgebot von internationalen Kunstsammlern, sondern auch ein Umsatz von mehr als 12 Millionen Euro.

Mit dem Erlös aus der Auktion wollen die Welfen das neugotische Schloß Marienburg bei Hildesheim zum „Neuschwanstein des Nordens“ machen. Der Onkel des Auktions-Auftraggebers, Heinrich Prinz von Hannover, ist damit allerdings nicht einverstanden. Die Versteigerung käme einem „Ausverkauf der Geschichte Niedersachsens und der Welfen gleich“, muffelte er. Böse Zungen behaupten, dass die Welfen pleite seien. tbr/dpa