KOMMENTAR: KAIJA KUTTER ÜBER DEN BAD SEGEBERGER SKANDAL: Interesse für arme Kinder
Im Fall des Bad Segeberger „Kellerkindes“ ist jetzt die Phase der Reflexion eingetreten. Wissenschaftler finden Gehör. Sie werben um Verständnis für die schwierige Arbeit der Jugendämter und warnen vor vorschnellen Schlüssen im sensiblen Feld des Kinderschutzes.
Sollen die Medien jetzt gar nicht mehr berichten und die Ämter ihre Arbeit machen lassen? Das wäre auch wieder falsch. Es ist menschlich und normal, dass fachliche Laien sich nicht an solche Vorfälle gewöhnen. Zum anderen ist die öffentliche Aufregung um skandalöse Fälle von Kindesvernachlässigung zugleich auch immer eine Chance.
Wen interessieren denn sonst die Lebensbedingungen von armen Familien, die von Hartz IV leben? Welchen Stellenwert haben arme Kinder in Zeiten, in denen es gilt, die Schuldenbremse einzuhalten? Und war vor diesem traurigen Fall die Überlastung der Jugendämter in Bad Segeberg ein großes Politikum? Eben nicht.
Es gilt, sachlich zu klären, wo die Ursachen liegen und wie Familien in prekären Lebenslagen besser unterstützt werden können. Durch ein Angebot von Kita-Plätzen zum Beispiel. Durch Angebote an die Eltern, die ihnen gesellschaftliche Teilhabe ermöglichen. Durch sozialräumliche Angebote, mit denen es gelingt, die Nachbarschaft in ärmeren Vierteln zu beleben.
Die besten Erfolge werden erzielt, wenn wir auf die Stärken der Menschen setzen.
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