: Mama liest vor, Papa spielt Fußball
STUDIE Männer lesen ihren Kindern selten oder gar nicht vor. Warum nur?
Männer am Wickeltisch? Es soll sie ja geben. Sicher gibt es jedenfalls die modernen Ansätze in der Familienpolitik, verbunden mit dem Stichwort „Elterngeld“. Wie erfolgreich diese Maßnahme ist, darüber gehen die Meinungen auseinander. Beim Vorlesen allerdings scheint noch keine Egalität zwischen den Geschlechtern hergestellt worden zu sein. Vier von fünf Männern in Deutschland lesen ihren Kindern nie oder nur selten vor. Dies belegt die Studie „Warum Väter nicht vorlesen“, die am Montag in Hamburg vorgestellt wurde.
Initiiert wurde die Studie von der Deutschen Bahn, der Zeitung Die Zeit und der Stiftung Lesen. Vorlesen sei der zentrale Baustein in der familiären Lesesozialisation, bei der beide Elternteile gefordert sind, heißt es in der Studie. Obwohl den meisten Männern die Relevanz des Vorlesens bewusst ist, finden 55 Prozent, dass es genügt, wenn einer von beiden vorliest – und zwar die Frau. „Ich finde es ungeheuer wichtig – deswegen versuche ich immer wieder, meine Frau zu motivieren vorzulesen“, sagt zum Beispiel ein 35-jähriger Vater von drei Töchtern.
38 Prozent der befragten Väter behaupten, ihre Frau könne viel besser vorlesen. 55 Prozent der Väter geben an, ihnen fehle die Zeit zum Vorlesen. Besonders den jüngeren Vätern mangelt es an Motivation: Die Hälfte der 20 bis 29-Jährigen geben an, Vorlesen mache ihnen einfach nicht so viel Spaß. Frauen dagegen „lesen mehr, kaufen mehr Bücher und sind deshalb buchaffiner“, sagt Antje Lüssenhop von der Deutschen Bahn.
Ein weiterer zentraler Grund sei, dass Väter lieber Fußball spielen und Eisenbahnen bauen, als mit Kind und Buch auf dem Sofa zu sitzen. Auf die Frage, warum er nicht gerne vorliest, antwortet ein Vater: „Weil das total langweilig ist – ja ist halt langweilig. Für diese Geschichten sind Erwachsene nicht zu begeistern, logischerweise.“
Der bundesweite Vorlesetag am 13. November soll helfen, mehr Väter zum Vorlesen zu bewegen. Bei den Veranstaltungen in Norddeutschland lesen unter anderem Marco Bode, Rolf Zuckowski, Dana Schweiger sowie die Hamburger Senatoren Christa Goetsch und Dietrich Wersich. Bei der Promi-Aktion sind die Beteiligten nach Angaben der Stiftung zur Hälfte Männer. UTB