piwik no script img

berliner szenenDer kleine König der Ausbrecher

Die Verkäuferin ist äußerst misstrauisch. In wenigen Minuten schließt die Zooabteilung, und jetzt kommen hier diese zwei Typen und wollen einen Hamster kaufen. Der „Zwerghamster Roborowski“ soll es sein. Wie er da so sitzt, in seinem Käfig, hat er es uns gleich angetan.

Ich habe vor wenigen Minuten zum ersten Mal seit Jahren an einer Sportzigarette gezogen, und ähnlich dem Fressanfall, den so mancher Kiffer nur zu gut kennt, renne ich nun durch die Tierhandlung und packe alles ein, was so ein Zwerghamsterleben etwas amüsanter gestalten könnte.

Und das ist eine Menge. Ein Laufrad natürlich, ein kleiner Swimmingpool, eine Hängebrücke, ein kleines Podest, verschiedene Sorten Stroh und Heu, Snacks.

Im Hintergrund versucht mein Komplize immer noch die Verkäuferin davon zu überzeugen, dass wir das mit dem Hamster schon lange geplant haben und es keinesfalls eine Schnapsidee sei. So ein Tier erfordert schließlich Verantwortung, das wissen wir.

Wir bekommen den Hamster und nennen ihn Oka Roborowski, nach dem allseits verehrten Torwart Oka Nikolov, welcher über zwanzig Jahre bei Eintracht Frankfurt unter Vertrag stand. Wir stellen den Hamster in das Zimmer eines Mitbewohners, es soll ein Geschenk sein.

Der Mitbewohner freut sich nicht. Dann ist Oka plötzlich verschwunden. Die Verlegerin, die eine Etage weiter oben wohnt, hat nach dem Streicheln vergessen, den Käfig wieder zu schließen. Oka hat diesen Moment des Kontrollverlusts gnadenlos ausgenutzt und sich aus dem Staub gemacht. Vier Tage ist er nun schon weg. Wir haben ihn mittlerweile Oka „El Chapo“ Roborowski getauft, nach dem mexikanischen Drogenboss und Ausbrecherkönig, eine kleine Totenmesse wurde ebenfalls abgehalten.

Heute Morgen wurde er eingeklemmt zwischen Kommode und Wand gefunden. Er lebt. Alle waren froh. The saga continues. Juri Sternburg

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen