4.994 Autos geklaut

DIEBSTAHL Wegen der offenen Grenzen werden mehr Autos entwendet – und teils in Brandenburg zerlegt

In anderen Bundesländern parken teure Mittelklassewagen von VW, Passat oder Ford nachts in der Garage. Anders in Berlin. „Hier stehen die Wunschobjekte offen auf der Straße herum. Man muss sie nur abpflücken“, beschreibt Dirk Jacob, beim Landeskriminalamt Dezernatsleiter für KFZ-Diebstahl, das Dilemma. Auch die Wegfahrsperre sei kein hundertprozentiger Schutz gegen Diebstahl. „Die Täter verfügen in der Regel über das erforderliche technische Know-how.“

4.994 Autos sind in Berlin in diesem Jahr geklaut worden, 39,2 Prozent mehr als im Vorjahr (Stand: Ende September). „Nirgendwo in Deutschland werden mehr Fahrzeuge geklaut“, schlagzeilte eine Springer-Zeitung dieser Tage mit Blick auf Berlin. Das stimmt nur bedingt. Auch in anderen ostdeutschen Bundesländern gehen die Diebstahlzahlen seit ein, zwei Jahren wieder nach oben. In Sachsen betrug die Steigerung 2008 sogar 61 Prozent.

Seit 1999 war die Anzahl der Diebstähle überall in Deutschland durch die Weiterentwicklung der Sicherungssperren kontinuierlich gesunken. Nun fordern die offenen Grenzen nach Osteuropa von den angrenzenden Bundesländern ihren Tribut. „Von Dortmund dauert es sechs Stunden, bis man in Polen ist, von Berlin nur eine Stunde“, sagt Jacob. Bis der Halter aufgewacht ist und den Verlust seines Gefährts bemerkt hat, seien die Täter über alle Berge. Verhökert würden die Wagen nicht nur in Osteuropa, auch Syrien und der Nahe Osten seien Absatzmärkte. „Das geht bis nach Afrika und den asiatischen Raum.“

Wer sind die Täter? „Das ist ein weitgefächertes Feld.“ Alle Nationalitäten seien vertreten. Oftmals handele es sich um straff organisierte Banden, die im osteuropäischen Raum beheimatet seien.

Manchmal würden die Fahrzeuge auch zerlegt, um im Ausland die Ersatzteile zu verkaufen. Mehrere sogenannnte Zerlegehallen habe die Polizei im Berliner Raum ausheben können, sagt Jacob. In den Hallen, die sich auf alten LPG-Anlagen befänden, seien zum Teil bis zu 100 Autos demontiert worden. Wenn die Polizei eine solche Halle aushebe, „ist das für die Täter ein großer Verlust“. Um das Risiko zu minimieren, erfolge die Zerlegung nun in deutlich kleineren Werkstätten.

PLUTONIA PLARRE