: Dritter Prozess gegen Kronzeugen
ROCKER 24-Jähriger steht wegen Körperverletzung vor Gericht. In der Szene gilt er als Verräter
Ein Kronzeuge aus der Rockerszene sitzt ab diesem Mittwoch zum dritten Mal selbst auf der Anklagebank. Unter besonderen Sicherheitsvorkehrungen geht es am Landgericht um zwei Gewaltverbrechen, an denen der 24-jährige Aussteiger beteiligt gewesen sein soll. Ihm wird etwa zur Last gelegt, mit weiteren Mitgliedern der Bandido-Unterstützungsgruppe La Onda im Januar 2010 in eine Messerstecherei verwickelt gewesen zu sein. Ein Mitglied der rivalisierenden Hells Angels wurde dabei tief in den rechten Oberschenkel gestochen.
Insgesamt sitzen vier Rocker von La Onda auf der Anklagebank. Gemeinsam sollen sie zudem am 31. März 2010 zwei Frauen in ihrer Wohnung im Stadtteil Schöneberg überfallen haben. Die Opfer wurden der Anklage zufolge bedroht, geschlagen und gefesselt – und um Geld und Schmuck beraubt.
In der vergangenen Woche war der Aussteiger wegen Erpressung zu einer Gesamtstrafe von drei Jahren und zehn Monaten Haft verurteilt worden. Er hatte im Juni 2010 einen Dealer um 21.000 Euro erpresst. Für seine Kooperation mit Polizei und Staatsanwaltschaft gewährten die Richter dem 24-Jährigen Strafrabatt.
Anfang September hatte er erstmals in einem Prozess das bei den Rockern geltende Gesetz des Schweigens gebrochen. Der angelernte Elektriker hatte sich sowie andere Rocker einer Brandstiftung bezichtigt. Sie hatten das Auto eines Hells Angel angezündet.
Der Aussteiger hatte eigenen Angaben nach hohe Schulden im Club der Bandidos und wurde unter Druck gesetzt. Nach seiner Festnahme wegen versuchten Raubes entschloss habe er sich entschlossen, „mit der kriminellen Vergangenheit abzuschließen“. Weil der Kronzeuge als gefährdet gilt, werden die Prozesse im Sicherheitstrakt des Kriminalgerichts geführt. (dpa)