piwik no script img

Archiv-Artikel

PETRA KOLIP, GESUNDHEITSWISSENSCHAFTLERIN Nicht im Schatten bleiben

Von AG
Petra Kolip, 48

■ forscht zu Themen wie Gender-, Kinder- und Jugendgesundheit. Foto: Uni Bremen

Klaus Hurrelmann ist eine der prominenten Figuren in den deutschsprachigen Bildungs-, Sozial- und Gesundheitswissenschaften. Rar sind die gesellschaftlichen Themen, mit denen er sich nicht befasst hat. „Ich will nicht nur Fußstapfen ausfüllen“, sagt Petra Kolip, die jetzt Hurrelmanns Nachfolge an der Uni Bielefeld antritt. „Ich will mit eigenen Schwerpunkten arbeiten.“

Zuvor hat Kolip das an der Bremer Uni getan. Mit 39 Jahren hatte sie dort ihre erste Professur angetreten, hatte das Institut für Public Health mitgegründet, Studien über die Impfung gegen Gebärmutterhalskrebs, Kaiserschnitte, übergewichtige Kinder und Hormonbehandlungen geleitet. Jetzt ist sie nach Bielefeld gewechselt und hat Hurrelmanns Lehrstuhl für Prävention und Gesundheitsförderung übernommen.

„Gemischt“ sei der Abschied von Bremen gewesen, sagt Kolip. Gegangen sei sie vor allem wegen der Arbeitsbedingungen. Das Fach Public Health leide in Bremen unter der knappen finanziellen und personellen Ausstattung. Die Struktur der Gesundheitswissenschaften sei aufgrund der vielen verschiedenen Einzelinstitute kompliziert. „Es ist nicht so, dass es dort keine gemeinsamen Ideen gibt“, sagt sie, „die fehlende Infrastruktur aber macht Interdisziplinarität schwierig“. Da sei „viel Idealismus“ gefragt. Und der ist ihr in ihren knapp zehn Bremer Jahren ausgegangen.

In Bielefeld schließe sich nun ein „biographischer Kreis“. Dort wurde sie geboren, dort hat sie studiert, promoviert und sich habilitiert. Dort hat sie nach ihrem Diplom in Psychologie und Sportwissenschaft auch schon mit Hurrelmann gearbeitet.

Vor allem aber sei Bielefeld „der Ort für Gesundheitswissenschaften“, wie Kolip sagt. Statt 50 Hausarbeiten im Semester habe sie dort nur 20 zu korrigieren. Deutlich bessere Betreuungsmöglichkeiten also. Und die seien ihr mindestens so wichtig wie das Forschungsumfeld.

„Das hängt immer von der Zusammenarbeit mit den Kollegen ab“, sagt Kolip, „und die war auch in Bremen anregend“. Aber es mache einen großen Unterschied, ob man einen Studiengang mit zwei oder acht Professuren aufrechterhalte. AG