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Archiv-Artikel

Leiser Protest

Strandparken in St. Peter-Ording: Die Parteien melden sich zu Wort, während die Naturschützer schweigen

Von wie

In der großen Koalition zu Kiel knirscht es ganz leicht. Feiner Nordseesand ist zwischen SPD und CDU geraten, Nordseesand aus dem schönen St. Peter-Ording. Seit Menschengedenken parken dort Autos am Strand, müssen, wenn die Flut kommt, weggefahren werden, was nicht immer gelingt. Das gehört zu St. Peter-Ording wie die Pfahlbauten, und weil die Tagestouristen das Strandparken lieben, möchte die Gemeinde es von März bis Oktober erlauben, zweieinhalb Monate länger als bisher.

Mit dem neuen Umweltminister Christian von Bötticher (CDU) wäre das vielleicht sogar zu machen. „Wir sind eher bereit als die alte Hausleitung hier, der Gemeinde entgegenzukommen“, heißt es aus dem Ministerium. Die SPD dagegen sperrt sich. Wenn die CDU die alte Regelung verändern wolle, müsse man erst mit ihnen darüber reden, schmollt es aus der Fraktion.

Dass die Parkzeiten auf den Strand überhaupt eingeschränkt sind, liegt am Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer. Dort ist Parken generell verboten. Eigentlich. Für St. Peter-Ording hat das Umweltministerium eine kleine Ausnahme gemacht, im Sinne des Tagestourismus, denn die Tagestouristen wollen vorfahren auf den schönen feinen Sandstrand, sonst, sagen sie, kommen sie nicht mehr wieder. So geht es seit Tagen hin und her, zwischen St. Peter-Ording und Kiel, zwischen SPD und CDU, die Zeitungen berichten und das Fernsehen, selbst die FDP hat sich gemeldet. Nur eine Stimme fehlt. Wo bleiben die Naturschützer? Warum protestieren sie nicht? Warum gibt es keine Klagen?

„Das ist ein regionales Thema“, wiegelt der schleswig-holsteinische Naturschutzbund NABU ab und verweist auf sein lokales Naturzentrum im Katinger Watt. Die wüssten Bescheid. Im Katinger Watt brüllt ein Mitarbeiter gegen das Pfeifen des Windes, er sei mit dem Thema nicht mehr befasst. Zuständig sei die Schutzstation Wattenmeer, „verlangen Sie Rainer Scholz“.

„Tja“, seufzt Rainer Scholz und sagt dann sehr lange nichts. „Ein schwieriges Thema“. Gut findet er das Strandparken nicht, man denke nur ans Öl, das austreten könne und dann unweigerlich im Meer lande.

Andererseits, was wären die Alternativen? Lange habe man darüber diskutiert, ob es nicht besser sei, vor den Dünen zu parken. Doch wenn die Tagestouristen zu Fuß zum Strand gingen, kämen sie an den Schilfseen vorbei, und es sei nicht auszuschließen, dass sie, nach langer Autofahrt, hineinpinkeln in die sensiblen Gewässer. Weil alles so schwierig ist, regt sich eben nur ein ganz leiser Protest. So leise, dass er gegen den Wind kaum zu hören ist. wie