„Stärkere Anforderungen“

Tag der seelischen Gesundheit im Mercado

■ 60, Chefarzt der Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie des Asklepios Westklinikums, Psychiater und Psychotherapeut.

taz: Herr Sadre-Chirazi-Stark, Sie sprechen heute im Altonaer Mercado über Burnout und den Wandel in der Arbeitswelt. Ein skurriler Ort für psychiatrische Vorträge!

Michael Sadre-Chirazi-Stark: Das Thema, welche Auswirkungen seelische Erkrankungen auf uns haben, ist so wichtig, dass wir jeden Ort nutzen sollten, um darauf aufmerksam zu machen.

Was genau ist denn ein Burnout?

Ein beginnender Erschöpfungszustand, eine Überlastung unseres psychischen Systems, der von Konflikten und Verunsicherungen am Arbeitsplatz herrührt. Ein Burnout ist aber noch keine Erkrankung. Zur Erschöpfungsdepression kommt es erst, wenn wir nicht rechtzeitig reagieren.

Nehmen die Erkrankungen zu?

Die Analysen der Krankenkassen zeigen, dass Krankschreibungen aus psychischen Gründen mittlerweile die Vorreiterrolle vor allen anderen Krankschreibungsgründen eingenommen haben.

Warum?

Wir stehen in der Arbeitswelt immer stärkeren Anforderungen gegenüber, werden immer mehr fremdbestimmt und kontrolliert. Außerdem bietet der Arbeitsplatz immer weniger Sicherheit. Mitarbeiter können vom einen auf den anderen Tag auf der Straße stehen. Das macht Angst und wenn es dazu kommt, kränkt es auch.

Was ist das Alarmsignal?

Wenn man den Leistungsdruck spürt und sich noch mehr anstrengt, um deutlich zu machen, dass man unentbehrlich ist. Das geht nur unter Verleugnung der eigenen Bedürfnisse. Dann kippt die Einstellung zur Arbeit. Das fängt mit einer inneren Kündigung an und kann zu Unkonzentriertheit, Erschöpfung und Schlafstörungen bis hin zu Depressionen führen. INTERVIEW: LKA

10–20 Uhr, Mercado Ottensen