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Archiv-Artikel

KOMMENTAR VON RALPH BOLLMANN Gut für Opel, peinlich für die Politik

Keiner weiß, ob Magna mehr Arbeitsplätze gesichert hätte

Am lautesten schreit, wer selber ein schlechtes Gewissen hat. So haben die Kraftausdrücke, mit denen deutsche Politiker am Mittwoch den amerikanischen Autokonzern General Motors überzogen, vor allem eine Funktion: abzulenken vom eklatanten Versagen der deutschen Wahlkämpfer um Angela Merkel und Frank-Walter Steinmeier, die das Schicksal von Opel für ihre Zwecke instrumentalisierten, Illusionen nährten und Instinkte bedienten.

Im Opel-Wahlkampf zeigten die angeblich so weltoffenen Deutschen die hässliche Fratze des Ressentiments. Die Amerikaner? Böse Turbokapitalisten, die den anständigen deutschen Arbeiter aussaugen wollen. Die Italiener? Schmierige Geschäftemacher, die es auf deutsche Subventionen abgesehen haben. Die übrigen Europäer mit ihren Opel-Standorten? Egal, es zählen allein deutsche Arbeitsplätze. Reaktiviert haben die Politiker stattdessen alte Fantasien einer Expansion im Osten – obwohl wenig dafür sprach, dass ein maroder russischer Konzern und ein Zulieferer ohne eigene Erfahrung im Autobau die Opel-Zukunft hätten retten können.

Wenn Opel so zukunftsträchtig ist, wie die deutsche Politik immer behauptet hat – dann war von Anfang an schwer zu verstehen, warum General Motors die Marke unbedingt loswerden wollte. Sahen die Amerikaner aber zu Recht keine Zukunft mehr für die Firma aus Rüsselsheim – dann wiederum war es allein mit dem laufenden Wahlkampf zu erklären, dass der deutsche Staat vor dem unvermeidlichen Ende schnell noch Subventionen in Milliardenhöhe zahlen wollte.

Dass General Motors jetzt Opel behalten will, ist deshalb eine gute Nachricht. Wochenlang hat die deutsche Regierung den Wettbewerbshütern der Europäischen Union versichert, die geplanten Subventionen seien nicht an Magna gebunden. Nun wird sie das Geld dem US-Konzern nicht von vornherein verweigern können, wenn er ein akzeptables Konzept vorlegt. Niemand weiß, ob mit Magna wirklich mehr Arbeitsplätze gesichert worden wären. Und wenn die Amerikaner in kleinen Autos und moderner Technik aus Deutschland auf dem eigenen Markt eine Chance sehen, ist das auch gut für den globalen Klimaschutz.

Blamiert ist deshalb am Ende nur die deutsche Politik – der ehemalige Wirtschaftsminister mit seinem folgenlosen Schaufensterprotest übrigens eingeschlossen.