: Jungschreibern geht die Tinte aus
Der Berliner Journalistenschule droht die Insolvenz. Grund: Die Wirtschaftsverwaltung reduziert ihren Zuschuss. Jetzt werden Sponsoren gesucht – doch die Zeit ist knapp
Wenn es ganz dick kommt, müssten die 16 Jungjournalisten, die gerade an der Berliner Journalistenschule lernen und ab Januar in die Praktika starten, über den Tod der eigenen Schule berichten. In Geldnöten ist die Schule schon länger, doch jetzt klafft in der Finanzplanung für 2006 ein existenzbedrohendes Loch. „Im schlimmsten Fall droht eine Insolvenz zum Jahresende“, sagte Schulleiter Manfred Volkmar gestern.
Das Finanzgerüst der Ausbildungsstätte für Medienleute – neben der Münchner Journalistenschule und der Hamburger Henri-Nannen-Schule eine der renommiertesten Deutschlands – ist wackelig. Es basiert auf Spenden, Zuschüssen des Journalistenverbandes und öffentlicher Förderung. Rund 350.000 Euro sind für den laufenden Betrieb pro Jahr nötig, ein wesentlicher Teil stammt aus einem Fördertopf der Wirtschaftsverwaltung mit dem Titel „Unternehmensorientierte Weiterbildung“.
Dieser ist in der Vergangenheit geschrumpft. 2004 bekam die Schule 175.000 Euro, im laufenden Jahr sind es noch 152.000 Euro – inzwischen steht der auf Kante genähte Schulhaushalt vor dem Kollaps. „Liegt der Betrag nächstes Jahr noch mal deutlich niedriger, wird es schwierig“, sagt Christoph Reinhardt, Vorsitzender des Bildungsvereins, der die Schule trägt.
Zwar ist Schulleiter Volkmar „guter Hoffnung“, dass Spenden von Firmen, die angeschrieben wurden, die Löcher stopfen. Doch die Zeit für die Akquise ist knapp. Im April startet die neue Lehrredaktion, die Briefe mit Themen für Bewerbungsreportagen an Interessenten sind bereits verschickt. Im November sollen die Besten zu einem Auswahlverfahren eingeladen werden. „Bis Mitte Oktober müssen wir Klarheit haben, damit wir uns den Bewerbern gegenüber seriös verhalten können“, sagt Volkmar. Auch habe der Journalistenverband angekündigt, in der Not einzuspringen.
In der Wirtschaftsverwaltung hält man sich mit Versprechungen zurück – verständlicherweise. Denn die Förderanträge von Firmen und auch der Schule können erst gestellt und bewilligt werden, wenn der Haushalt im Herbst beschlossen ist. Auch liege der Schwerpunkt des Fonds auf „technologisch-innovativen Inhalten“, sagt Behördensprecher Christoph Lang – ob „Nachrichten schreiben“ dazu gehört, ist zumindest fraglich. Dennoch attestiert er der Lehrredaktion gute Chancen: „Sie ist anerkannt und erfolgreich. Die Leute finden später Jobs.“ ULRICH SCHULTE