: Deutsches Geschäft bleibt bei Gütersloh
ZUSAMMENSCHLUSS Den Rest der Welt steuert Bertelsmann aus New York – auf Englisch
BERLIN taz | Es wird ab Sommer 2013 einen neuen Verlagsriesen geben, Penguin Random House wird er heißen, sein Umsatz wird mit rund drei Milliarden Euro anderthalb Mal so groß sein, wie der der zurzeit weltgrößten Verlagsgruppe Hachette Livre.
Doch die deutsche Random-House-Tochter bleibt außen vor. Der Mutterkonzern Bertelsmann wird die in München ansässige Verlagsgruppe Random House weiterhin allein besitzen. Dabei wäre es von Vorteil, Teil eines globalen Verlagsriesen zu sein: Innerhalb der Gruppe können sich die nationalen Verlagshäuser gegenseitig Bestseller zuschustern, ohne dass konkurrierende Unternehmen mitbieten können. Auch kann das eigene Programm global ausgewertet werden. Das soll der Münchener Verlagsgruppe verwehrt bleiben?
Markus Dohle, der zukünftige Leiter von Penguin Random House, kommentiert dies nicht. Er leitet allerdings weiterhin die Buchsparte des gesamten Bertelsmann-Unternehmens, und der Leiter der deutschen Random-House-Gruppe muss ihm auch weiter berichten, wie er erklärte. Man bleibt einander also verbunden.
Dies lässt vermuten, dass Bertelsmann die deutsche Verlagsgruppe aus dem Deal ausgenommen hat, um kartellrechtlichen Einwänden von vornherein zu begegnen.
Die deutsche Verlagsgruppe kauft zwar viele internationale Rechte ein und verlegt viele internationale Besteller (und kann diese wohl auch weiterhin gut im Konzern einkaufen), selbst produziert sie jedoch kaum Bestseller. Die meisten deutschsprachigen Autorinnen und Autoren, deren Namen man in den USA oder in China kennt, werden woanders verlegt. Eine internationale Gruppe braucht das deutsche Verlagshaus also nicht unbedingt, umgekehrt wird diese jener nutzen können.
Zudem passt die Nichteingliederung der Münchener Verlagsgruppe in einen internationalen Konzern – in dem englisch gesprochen wird – gut zur nationalen Politik des Weltkonzerns Bertelsmann.
Den Rest der Welt steuert man aus New York, aber das deutsche Geschäft wird immer noch in Deutschland gemacht. Schon, damit man es in Gütersloh besser verstehen kann.
JÖRG SUNDERMEIER