GEGEN ANTISEMITISMUS UND RASSISMUS : Amadeu-Antonio-Stiftung startet Aktionswochen
Der 9. November ist ein zwiespältiger Jahrestag für Deutschland: An diesem Tag fiel nicht nur die Berliner Mauer – vor 71 Jahren wurden in der Reichspogromnacht in ganz Deutschland jüdische Einrichtungen und Synagogen niedergebrannt. An beide Ereignisse erinnert die Amadeu-Antonio-Stiftung im Rahmen der 6. Aktionswochen gegen Antisemitismus, die am Donnerstag eröffnet wurden.
In den nächsten Wochen werden bundesweit an 75 Orten mehr als 230 Veranstaltungen, Lesungen, Theater- und Filmvorführungen zu den Themen Antisemitismus und Rassismus organisiert. Dabei soll es jedoch nicht ausschließlich um Erinnerung gehen, wie Anetta Kahane, Vorsitzende der Stiftung, feststellte: „Neben Gedenkveranstaltungen wollen wir uns vor allem mit aktuellen Formen von Juden- und Fremdenhass in unserer Gesellschaft befassen.“
Im Hinblick auf das Jubiläum des Mauerfalls müsse ein bisher vernachlässigter Aspekt der Debatte in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt werden. „Der Antisemitismus in der DDR ist bisher nicht genug beleuchtet worden. Es wurde lange so getan, als sei die DDR ein geschichtsfreier Raum gewesen.“ Sie sei aber genauso ein Teil eines Landes mit antisemitischer Vergangenheit gewesen wie die Bundesrepublik, so Kahane.
Franziska Drohsel, Bundeschefin der Jusos und Unterstützerin der Aktionswochen, verweist auf die gesellschaftliche Verbreitung der Ressentiments gegen Juden und Jüdinnen. „Antisemitismus ist nicht ausschließlich ein Problem von Stiefelnazis, sondern auch im linken Politikfeld vorhanden.“ Das habe sich etwa in der öffentlichen Diskussion über den Nahostkonflikt gezeigt. JMO