: Ostexport 1: Kai Pflaume
VON DAVID DENK
Mal ehrlich: Wussten Sie, dass Kai Pflaume aus dem Osten kommt? Nein? Völlig okay – woher denn auch? Pflaume, 1967 in Halle an der Saale geboren, geht mit seiner Herkunft nicht hausieren – genauso wenig wie mit seiner Entscheidung aus dem Herbst 1989, acht Wochen vor dem Mauerfall, von Budapest in den Westen auszureisen.
Pflaume, damals Informatikstudent, hat die DDR hinter sich gelassen, bevor sie unterging, und ihr deswegen nie eine Träne nachgeweint. Dabei bekennt er sich dazu, ein „gefühlsbetonter Mensch“ zu sein – wohl eine Basisqualifikation für seinen Job als Moderator von „Nur die Liebe zählt“, den er mittlerweile seit mehr als 15 Jahren macht, eine halbe Ewigkeit also.
Bei allem, was Kai Pflaume für seinen Haussender Sat.1 präsentiert, zuletzt die Promifremdschämshow „Yes we can dance“, wirkt er zufrieden, im Reinen mit sich und der Welt vorm Fernseher. Und nicht wie mancher Kollege von der Überzeugung verdorben, zu Höherem berufen zu sein. Man kann Pflaume glatt finden und unintellektuell – aber dass er seinen Job nicht gut machen würde, kann man ihm wirklich nicht vorwerfen.
„Nur die Liebe zählt“ bezeichnete er einmal als „Dienstleistungsfernsehen“ – und genau das war schon immer Kai Pflaumes Berufsverständnis: Bevor er als Kandidat bei der ARD-Blinddate-Show „Herzblatt“ fürs Fernsehen entdeckt wurde, kümmerte er sich als Wertpapierkaufmann um das Geld seiner Kunden. Und jetzt befriedigt er eben das Unterhaltungsbedürfnis der Fernsehzuschauer. Um ihn selbst geht es dabei nur am Rande: Kai Pflaume macht keine Show – er moderiert sie nur.
Eine bescheidene Haltung, in der er sich noch am ehesten als Ossi offenbart. Die Schuhe jedenfalls verraten ihn nicht: Pflaume beurteilt andere danach und geht mit gutem Beispiel voran: auf Ledersohlen selbstverständlich.
■ David Denk ist taz-Medienredakteur. Geboren 1981 in Düsseldorf, lebt er heute in Westberlin