Daily Dope (730):
Nichts Neues! Das war die etwas voreilige Reaktion des niederländischen olympischen Sportbunds nach dem aufsehenerregenden Interview der Tageszeitung De Volkskrant mit dem Sportmediziner Peter Janssen. Die Ergebnisse einer Untersuchung hätten 2013 schon zu Tage gefördert, dass die große Mehrheit niederländischer Radrennfahrer eingestanden haben, bis über die Jahrtausendwende hin Dopingmittel konsumiert zu haben.
Leontien Zijlaard-van Moorsel, die dreifache Goldmedaillengewinnern der Olympischen Spiele 2000 in Sydney hatte allerdings bislang alle Manipulationsvorwürfe zurückgewiesen. Insofern waren Janssens Aussagen, das niederländische Radsportidol habe von ihm in den Monaten vor den großen Triumphen Epo erhalten, durchaus spektakulär.
„Sie (Zijlaard-van Moorsel, d. Red.) und ihr Mann Michael kamen außerhalb der Sprechstunden. Gegen Ende der Gespräche fragten sie, ob es möglich sei, eine Kur zu versuchen“, erzählte Janssen, der verschiedene Radsportprofiteams betreute. In seiner Hausarztpraxis in Deurne habe er erklärt, wie das Mittel anzuwenden sei.
Janssen gab nach eigener Aussage auch Ratschläge zur Vertuschung von Doping bei Kontrollen. Van Moorsel wurde nie positiv getestet. Schon früher wurde ihr Doping vorgeworfen. Im August 2016 hatte Olympiasiegerin und Konkurrentin Monique Knol sie bezichtigt.
Janssen gestand, von 1986 bis 2010 bekannte Radsportler mit verbotenen Mitteln und Methoden behandelt zu haben. Besonders interessant ist die Aussage von Janssen, vom Radsport-Weltverband UCI Informationen über die jeweiligen Testmethoden erhalten zu haben. Entsprechend habe er seine Behandlung anpassen können.
Die 47-jährige Zijlaard-van Moorsel widersprach der Darstellung von Janssen. „Ich erkenne mich nicht in dem, was er in dem Artikel beschreibt, und es überrascht mich, dass er jetzt diese Äußerungen macht. Der Zukunft des Radsports ist keinesfalls gedient mit diesen Verdächtigungen.“
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