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LeserInnenbriefe

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Hochmut gegenüber der Natur

betr.: „Wie viel Erwärmung in der Katastrophe?“, taz v. 31. 8. 17

In dem Artikel sind Behauptungen gemacht worden, die physikalischen Zusammenhängen widersprechen oder nicht belegt sind. Nehmen wir den besonders hervorgehobenen Satz: „Da rächt es sich, dass die Ozeane bislang einen großen Teil der Wärmeenergie schlucken, die über die Verbrennung von Kohle, Öl und Gas in die Luft gelangt.“ Über leicht zu ermittelnde geophysikalische Daten zur Meeresoberfläche, zur Sonneneinstrahlung und zum Albedo des Meerwassers kann man abschätzen, wie viel Energie durch die Sonnenstrahlung im Meer als Wärmeenergie auftritt. Es sind ca. 2 x 10[9]kWh/(km²xJahr). Im Jahr werden ca. 4.000 x 10[6]t Erdöl gefördert mit einem Heizwert von 12 kWh/kg. Nimmt man im ungünstigsten Fall an, dass alles Öl verbrannt wird, erhält man eine freigesetzte Energie von 5 x 10¹³ kWh/Jahr. Verteilt auf die Meeresoberfläche von 361 x 10[6]km² sind das dann circa 10[5]kWh/(km² x Jahr). Im Vergleich zur Sonneneinstrahlung ein zu vernachlässigender Wert. Dehnt man diese Abschätzung auf Kohle und Gas aus, ändert sich das Ergebnis nur unwesentlich.

Wenn die Meerestemperaturen steigen, dann sicherlich nicht durch die Verbrennung fossiler Rohstoffe. Schaut man zurück in die Geschichte amerikanischer Hurricane, findet man die vollständige Vernichtung von Galveston im Jahre 1900 mit Tausenden Toten. Davor und danach kam es immer wieder zu schlimmen Katastrophen, so der Sturm „Hugo“, der Charleston, SC, 1989 traf, und „Katrina“ in New Orleans im Jahre 2005. Menschen entwickelten einen Hochmut gegenüber Naturgewalten. Sie siedeln in Gebieten, in denen man mit tropischen Stürmen rechnen muss. Sie versiegeln die Landschaft mit Straßen und Shopping Malls, begradigen Flussläufe, vernichten natürliche Überschwemmungsgebiete. Das rächt sich und hat nichts mit der zweifellos vorhandenen menschengemachten globalen Erwärmung zu tun. ERHARD SCHELLMANN, Görlitz

Sex in der Waschkaue

betr.: „Die aus dem Wald kam“, taz vom 11. 8. 17

Da ich zum Zeitpunkt des Erscheinens der Kritik zu „Pelléas und Mélisande“ im Rahmen der Ruhrtriennale bereits Karten hatte, freute ich mich auf einen Abend, den Ihre Autorin Regine Müller als „einen grandiosen Auftakt“ erlebt hatte. Nun ließe sich sicher trefflich darüber streiten, ob die aktuelle Inszenierung einer „rätselhafte(n) Oper“ mit „märchenhaft-symbolistischen Aspekte(n)“eine „radikale Reduktion“ (Müller) erfordert, die ihr alle durchaus märchenhaften Elemente nimmt. Aber mich wundert, dass die in der Inszenierung vorhandenen Klischees und Ungereimtheiten unerwähnt bleiben.

An der auf der Bühne aufgebauten Bar arbeitet ein farbiger (!) Barkeeper, der dann im weiteren Verlauf Blut vom Boden abwaschen und Scherben zusammenfegen muss. Die einzige Sexszene zwischen dem titelgebenden Liebespaar findet in der Waschkaue statt! Alle Personen der Handlung – auch das Kind – müssen rauchen. Soll ich das als Ausdruck von Nervosität verstehen, weil ich als Zuschauer/Zuhörer sonst nicht verstehen würde, dass die Personen in der Tat alle in keiner Wohlfühlsituation sind? Soll die im ersten Teil durchgehend eingespielte Szene aus Hitchcocks „Die Vögel“ verständlich machen, dass es um Bedrohung geht? Verzichtbar, dem Zuschauer muss man nicht alles erklären. Funktionslos ist es, eine größere Anzahl Hauspersonal auf die Bühne zu stellen. Soll das ein Statussymbol sein? Genügen nicht die übrigen Hinweise auf die Krupp-Villa? Und zum Schluss: Wenn der Ehemann das Liebespaar (seine Frau und seinen Bruder) ständig beobachtet, dann ist es nicht erforderlich, das Kind über die beiden auszufragen. Dass Orchester, Sänger und Dirigent den Beifall verdient haben, finde ich allerdings auch. CAROLA GIESEN, Berlin

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