Grüne fordern: „SPD wählen“

Was passieren muss, damit Bremen bei der Wahl ein zusätzliches Mandat bekommt

Bremen taz ■ Eigentlich scheint alles klar für die Bundestagswahl am Sonntag in Bremen: Die beiden Direktmandate holen die SPD-Politiker Uwe Beckmeyer in Bremerhaven und Volker Kröning in Bremen. Dazu bekommt die CDU ein Mandat über die Landesliste, genauso wie die Grünen.

Dass die Linkspartei in Bremen bei dieser Wahl ein Mandat bekommt, hält Wilko Zicht, Bremer Autor von www.wahlrecht.de, für unwahrscheinlich. „Im Normalfall reichen in Bremen gut zehn Prozent der Zweitstimmen für den ersten Sitz, auf der sicheren Seite ist man aber erst mit über zwölf Prozent. Dass die Linkspartei auf diese Größenordnung kommt, wäre sehr überraschend, ist aber wohl nicht ganz auszuschließen. Die Umfragedienste tappen ziemlich im Dunkeln.“

Für wahrscheinlicher hält der Jura-Student, dass die CDU neben Spitzenkandidat Bernd Neumann auch den zweiten Kandidaten Bernd Ravens in den Bundestag schicken darf. „CDU-Stimmen in anderen Bundesländern bringen den Bremer Christdemokraten nichts. Wenn die Partei hier nicht mindestens an die 30-Prozent-Marke herankommt, hat sie keine Chance auf den zweiten Sitz“, sagt Zicht. Auch die Wahlbeteiligung im Land sei wichtig, damit das Bremer Ergebnis bundesweit mehr Gewicht bekomme.

Allerdings könnte die nachgezogene Wahl in Dresden, wo die Direktkandidatin der NPD starb, für Kuriositäten sorgen. Zicht gibt ein Beispiel: Durch die Nachwahl könnte das zweite Bremer CDU-Mandat schnell wieder futsch sein. Den in der Wahlnacht noch knapp errungenen Sitz müsste Ravens womöglich zwei Wochen später an die sächsische CDU abgeben, wenn auch die Dresdner Stimmen eingerechnet werden. Die Sachsen hätten aber wahrscheinlich gar nichts davon, da dort laut Zicht ohnehin mit Überhangmandaten zu rechnen sei. „Vielleicht ermuntert Bernd Neumann seine Parteikollegen in Dresden dann zu einer Zweitstimmenkampagne zu Gunsten der FDP“, sagt Hobby-Wahlforscher Zicht.

Grünen-Spitzen- und Direktkandidatin Marieluise Beck ruft derweil dazu auf, mit der Erststimme SPD zu wählen – um rot-grün im Bund zu stärken. „Die SPD soll die Direktmandate gewinnen“, sagt Beck – und hofft selbst auf viele Zweitstimmen. Zicht teilt ihre Ängste nicht: „Wenn die Grünen in Bremen auf zehn Prozent absacken würden, müsste man sich eher Sorgen machen, ob es dann bundesweit noch für den Sprung über Fünfprozenthürde reicht.“ ky