: Zehn Jahre und kein Ersatz
PROTEST Zum Jahrestag der Räumung demonstrieren Bambule-Unterstützer gegen das Bauwagengesetz
„10 Jahre Bordsteinkante sind genug“! Mit einer Kundgebung und einer Spontandemonstration in der Innenstadt haben rund 200 Unterstützer und Bewohner des ehemaligen Bauwagenplatzes „Bambule“ gegen ihre Räumung am 4. November 2002 protestiert. Noch immer sei für die Bauwagengruppe kein Ersatz gefunden worden. Angesichts der Wohnungsmisere und dem Leerstand von 1,4 Millionen Quadratmeter von Büroräumen sei das „eine Unverschämtheit“, sagt ein Bambule-Sprecher. „Leerstand ist Diebstahl.“
Für die Bauwagenbewohner gehört das Hamburger Bauwagengesetz, das 1959 beschlossen worden ist, um die sogenannten „Zigeuner“ aus der Stadt zu entfernen, abgeschafft. Rot-Grün hat das Gesetz von 1999 zwar modifiziert, sodass ein befristetes Wohnen zwar möglich ist, „warum Rot-Grün das Gesetz nicht ganz gestrichen hat, bleibt ein Rätsel“, so der Sprecher.
2002 hatte der Schwarz-Schill-Senat im Bündnis mit dem damaligen Bezirksamtsleiter Markus Schreiber (SPD) den Bambule-Platz in der Vorwerkstraße im Karolinienviertel von einem Großaufgebot an Polizei räumen lassen und damit massive Proteste ausgelöst. „Sie ahnten wohl nicht, was für eine Kette sie auslösen würden“, erinnert sich ein Demo-Teilnehmer. Die Räumung sei später vom Gericht für rechtswidrig erklärt worden.
Am gestrigen Sonntagnachmittag zogen die Bauwagenunterstützer dann über die Mönckeberg- und die Spitaler-Straße durch die Innenstadt. „Bambule“ hallte es immer wieder. „Gegen Gesetze, gegen Hetze, für mehr Bauwagenplätze“ wurde skandiert.
Nach 30 Minuten fuhr hektisch die Bereitschaftspolizei auf und scheuchte die Demonstranten über die Mönckebergstraße. Danach machten diese nur noch Aktionen in Kleinstgruppen und lieferten sich ein Katz-und-Maus-Spiel mit der Polizei.
„Wir haben unseren Protest gegen das Bauwagengesetz in die Öffentlichkeit getragen, ohne dass es Verletzte oder Festnahmen gegeben hat“, sagte eine Sprecherin, „wir brauchen keine Schubserei mit der Polizei“. KAI VON APPEN/ANDREAS SPEIT