KOMMENTAR: SVEN-MICHAEL VEIT ÜBER DIE CDU IN NIEDERSACHSEN
: Versauern an der Leine

In Hannover würde Özkan die Idee einer liberalen Großstadt-CDU wieder beleben

Das ist schon eine verzwickte Situation für die niedersächsische CDU. Drei wichtige Wahlen hat sie bis nächsten Herbst zu überstehen, da kann es schon mal vorkommen, dass manche sich in taktischen Sperenzien verheddern. Das betrifft vor allem die jetzige Ministerriege im Landeskabinett. Vor allem der erst seit eineinhalb Jahren amtierende Ministerpräsident David McAllister und der langjährige Partei-Hardliner Uwe Schünemann wollen nicht im Landtag an der Leine versauern.

Eben dieses Schicksal aber droht ihnen, falls die CDU bei der Landtagswahl Ende Januar abgewählt werden sollte. Der Notausgang zum Bundestag, der zum Beginn einer neuen Karriere werden könnte, bleibt ihnen versperrt. So rasch können Träume zerplatzen.

Da hat es Aygül Özkan komfortabler. Die Sozialministerin könnte als Landtagsabgeordnete ihrer Partei zusätzlich einen unschätzbaren Dienst erweisen. Als Kandidatin um den Posten der Oberbürgermeisterin von Hannover würde Özkan die Idee einer liberalen Großstadt-CDU wiederbeleben.

Dafür stand die Juristin schon in Hamburg unter Ole von Beust, eben das könnte die Tochter eines türkischen Schneiders in Hannover wiederholen. Selbst bei einer knappen Niederlage in der SPD-Hochburg wäre sie nicht beschädigt.

Deshalb wäre Özkan die ideale Kandidatin – als personifizierter Beweis, dass die CDU auch in Metropolen noch lebt.