: Fahrradbranche hofft auf teureren Sprit
Auf der IFMA in Köln suchen Besucher nach Alternativen zum Auto. Die Händler freut das. Denn noch sinkt der Umsatz
KÖLN taz ■ Alle klagen über das teure Benzin – nur in Köln würden sich derzeit viele über noch höhere Spritpreise freuen. Denn hier findet gegenwärtig die Internationale Fahrradmesse IFMA statt. 691 Anbieter aus insgesamt 37 Ländern präsentieren seit Donnerstag ihre Alternativen zum Auto. Als Renner gelten derzeit City- und Trekkingräder.
Große Hoffnungen setzt die Branche zudem auf leichte Falträder, die auch ein Laie binnen weniger Sekunden zusammenlegen können soll. Aber auch für die aktuelle politische Diskussion hat die IFMA, die heute und am Sonntag für Verbraucher geöffnet ist, etwas zu bieten.
So dürfte beispielsweise für den möglichen zukünftigen Finanzminister Paul Kirchhof und den CDU-Finanzpolitiker Friedrich Merz besonders der Stand A-0011 in der Halle 10.2 von Interesse sein: Hier gibt es Angebote für „Tandemfahrer, die flott unterwegs sein wollen, die weite Strecken zurücklegen und Geschwindigkeit machen möchten, sowie solche, die häufiger mit Gepäck unterwegs sind“. Weiterhin preist der Anbieter den „Freilauf“: „Wer nicht treten will, kann sich ausruhen – unabhängig vom Mitfahrer.“
Rund 4,7 Millionen Fahrräder wurden in der Bundesrepublik 2004 verkauft. In diesem Jahr sieht es allerdings bislang nicht so gut aus: „Witterungsbedingt und beeinflusst durch die allgemeine Konsumschwäche sind durchschnittliche Umsatzrückgänge von 7 bis 9 Prozent zu verzeichnen“, sagte Hans-Friedrich Thoben. Hinzu komme ein ungewöhnlicher Margenverfall durch verstärkten Preisdruck. Der Geschäftsführer des Verbandes des Deutschen Zweiradhandels hofft nun auf einen weniger verregneten Herbst.
Mit einem Anteil von 51 Prozent dominieren weiterhin die deutschen Hersteller den Markt. Die meisten Räder aus dem Ausland kommen aus Taiwan. 300.000 waren es bereits in diesem Jahr, was einem Marktanteil von 10 Prozent entspricht. Auf den weiteren Plätzen folgen Polen, Litauen und Vietnam. Allerdings wird das asiatische Land seinen Anteil von gegenwärtig 5 Prozent nicht halten können. Grund dafür ist die kürzlich von der EU beschlossene Einführung eine Anti-Dumping-Zolls für Fahrradimporte aus Vietnam
Ein solcher Zoll ist auch dafür verantwortlich, dass die „gelbe Gefahr“, die auf der zeitgleich stattfindenden Internationalen Automobil-Ausstellung (IAA) in Frankfurt für Angst und Schrecken sorgt, in Köln mit Gelassenheit gesehen wird. Bereits seit Mitte der 90er-Jahre sind Fahrräder aus China mit hohen Anti-Dumping-Zoll belastet. Erst im Juni beschloss die EU, diese Abgabe für weitere fünf Jahre zu verlängern und von 30,6 auf 48,5 Prozent anzuheben. Trotz enormer Überkapazitäten sind für Chinas Fahrradproduzenten Exporte nach Europa daher kaum interessant. PASCAL BEUCKER