: THEATER
TheaterEsther Slevogtbetrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen
Die Ferien legen sich langsam in die letzte Kurve und in unseren Theatern regt sich schon wieder erster Betrieb. Die Deutsche Oper lädt am Sonntag, zum Eröffnungsfest „Spüren. Sehen. Hören. Entdecken“ mit Einblicken in Ballett- und Opernproben und anschließendem Konzert (Deutsche Oper: „Spüren. Sehen. Hören. Entdecken“, 3. 9., ab 14 Uhr, Eintritt frei).
Auch in der Schaubühne beginnt der Repertoirebetrieb an diesem Wochenende wieder – mit „Der Fremde“ von Albert Camus, wo es um einen Franzosen geht, der in einem Zustand völliger Gleichgültigkeit am Strand von Algier einen Araber tötet (Schaubühne: „Der Fremde“ 1. & 2. 9., jeweils um 20.30 Uhr). Außerdem mit Thomas Ostermeiers Erfolgsinszenierung „Professor Bernhardi“ von Arthur Schnitzler, die den Fall eines jüdischen Klinikchefs verhandelt, der Opfer des strukturellen Antisemitismus im Österreich der letzten Jahrhundertwende wird – von Ostermeier auf die heutigen Verhältnisse gebürstet und mit Spitzenkräften des Hauses in Szene gesetzt, darunter (der als Dortmunder Tatortkommissar bekannte) Jörg Hartmann in der Titelrolle (Schaubühne: „Professor Bernhardi“ 2.–6. 9., jeweils 20 Uhr).
Im Galli Theater in der Oranienburger Straße herrscht derweil „Männerschlussverkauf“.So nämlich heißt eine dort immer wieder gespielte Zwei-Frauen-Komödie über eine Frau, die ihren Traummann sucht und in dieser Angelegenheit einen Psychiater konsultiert. Mit diesem „überschaubaren“ Stück, so ist auf der Webseite des Theaters zu lesen, wollte Theatergründer Johannes Galli den Frauen helfen, Illusionen zu überwinden, die sie sich in Bezug auf männliche Partner gebildet hätten. Na denn! (Galli Theater: „Männerschlussverkauf“, 1.–3. 9. 20 Uhr).
Die ernsten Seiten des Lebens und des Weißseins beleuchten (ebenfalls mit therapeutischer Absicht) die Performer*innen der Gruppe „Frl. Wunder AG“ im Theaterdiscounter. „Das weiße Stottern“ heißt der Abend, der sich (unter anderem anhand von Beispielen aus der Praxis der Wohnungssuche) mit den verborgen aber machtvoll wirksamen Normen und Strukturkategorien des Weißseins und ihren Definitionshoheitsgebieten befasst. „Frl. Wunder AG“ führt ihr Publikum an einen ethnografischen Schauplatz, in dem dieser Fall zum Anlass wird, das eigene Weißsein aufzuspüren“, wird das Vorhaben dieses Theaterabends beschrieben. „In einem kolonialen Forsthaus arbeitet sie ihre weiße Sozialisation auf, legt historisch gewachsene Privilegien offen. Das Publikum begleitet sie dabei als teilnehmende Beobachter*innen in einer Mobiltelefon-Konferenz“ (Theaterdiscounter: „Das weiße Stottern“, 1.–3. 9., jeweils 20 Uhr).
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