Das Ding, das kommt
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Ein paar Münzen reichen dem mosambikischen Künstler Gemuce für seine Skulptur für das Ausstellungsprojekt über „Madgermanes“ in Schwerin. Die namengebenden DDR-Vertragsarbeiter aber warten noch immer auf ihren Lohn Foto: Matd13/Wikimedia

Kleiner Zahltag

Seit 28 Jahren ziehen die „Madgermanes“ jede Woche einmal durch Mosambiks Hauptstadt Maputo, um zu protestieren, weil sie von ihrem in den 1980er- und 1990er-Jahren verdienten Lohn noch nicht einen Pfennig gesehen haben. „Madgermanes“ – eine Neuschöpfung aus „Verrückte Deutsche“ und „Made in Germany“ – werden dort die rund 15.000 Vertragsarbeiter*innen genannt, die ab 1979 im sozialistischen Bruderstaat DDR ausgebildet wurden, um ein unabhängiges sozialistisches Mosambik aufzubauen. Aus dem Plan wurde nichts. 1991 mussten sie in ein vom Bürgerkrieg zerstörtes Land zurückkehren. Seitdem warten sie auf ihr Geld.

Zu den „verrückten Deutschen“ gehört der Mosambiker Gemuce zwar nicht, aber um Geld bittet auch er: für eine Kunstaktion im Norden der Ex-DDR. Mit 20.000 Münzen – in welcher Währung und ob überhaupt gültiges Zahlungsmittel: egal – möchte er seine Skulptur „Priority of Passage“, eine Figur eines männlichen Körpers, vollständig eindecken. Um „die Frage nach der Entscheidungsfreiheit des Individuums innerhalb geschlossener ökonomischer Strukturen in Wechselwirkung mit gesellschaftlichen Entwicklungen“ zu stellen, erklärt der Kunstverein Schwerin.

Ab 17. September wird die Skulptur auf dem Marienplatz zu sehen sein, als Teil des Ausstellungsprojekts „Madgermanes“, in dessen Rahmen sich zeitgenössische Künstler*innen – darunter zehn aus Mosambik – bis Ende November im öffentlichen Raum in Schwerin und in den Räumen des Kunstvereins mit der ambivalenten DDR-Außenpolitik im postkolonialen Afrika auseinandersetzen. MATT

„Madgermanes. Mystery of Foreign Affairs“: So, 17. 9. bis Di, 28. 11., Schwerin. Münzabgabe: Kunstverein Schwerin, Spieltordamm 5, Di–So von 15 bis 18 Uhr oder per Post