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Unterm Strich

Henry Kissinger, Hildegard Knef, Gunter Sachs, Joseph Beuys, Robert Wilson, Andy Warhol, Eugène Ionesco, Frank Stella – wer in den letzten 50 Jahren zur Kunst- und Gesellschaftsprominenz gehörte, der war und ist ein Freund von Gabriele Henkel. Die 85 Jahre alte Grande Dame der Düsseldorfer Kunstszene, bekannt für ihre blonde Mähne und die dunkle Sonnenbrille, hat ihre Memoiren, „Die Zeit ist ein Augenblick“, vorgelegt. Henkel baute seit 1970 auch die schillernde Kunstsammlung des Henkel-Konzerns auf.

Den Leser entführt die Witwe des 1999 gestorbenen Firmenpatriarchen Konrad Henkel (Persil, Pril) in eine vergangene Welt des Wirtschaftswunder-­Jetsets. Wer wichtig war, der wurde zu Henkels legendären Abendgesellschaften eingeladen. Berühmt sind ihre kunstvollen Tischdekorationen – Beuys empfahl ihr, die Motto-Tische zu signieren. Bei einem Abend für den US-Künstler und Ferrari-Fan Frank Stella ließ sie eine Carrera-Bahn über den Esstisch rasen.

Die Männer lagen Gabriele Henkel zu Füßen, mit ihren Verehrern reiste sie nach Venedig, Rom oder auf die Bahamas. Doch Henkel, geborene Hünermann, Tochter eines angesehenen Düsseldorfer Medizinprofessors, bleibt in ihrer Autobiografie – ganz Dame – immer im Ungefähren. Über allen Flirts stand für Henkel die Liebe zu ihrem Mann. „Meine Bindung zu Konrad war stärker als Eskapaden und Versuchungen.“ Die wenigen „wirklich wichtigen Männer“ in ihrem Leben habe sie Konrad „diskret“ vorgestellt. „Er hat sie akzeptiert, das genügte.“

Henkel, laut Munzinger Archiv am 9. Dezember 1931 geboren, wird nach einer auch für sie entbehrungsreichen Kriegskindheit ohne Schulbildung als 16-Jährige von den Eltern als Au-pair nach London geschickt. Doch sie will Journalistin werden und schafft es an den Londoner Observer.

In der Adenauerrepublik wird sie als Newsweek-Korrespondentin das jüngste Mitglied der Bundespressekonferenz in Bonn. Mit dem Aufbau der Henkel-Kunstsammlung taucht sie in die amerikanische Kunstszene ein, während ihr Mann das Unternehmen zum Weltkonzern aufbaut. Gabriele Henkel wird in den Interna­tionalen Beirat des Museum of Modern Art berufen.

Der Stuttgarter Künstler Platino hat am Sonntag in Bernau im Schwarzwald den Hans-Thoma-Preis 2017 des Landes Baden-Württemberg erhalten. Kunststaatssekretärin Petra Olschowski würdigte Platino als einen Künstler, „der mit seinen Installationen und Rauminterventionen unseren Blick auf ­Malerei, Skulptur und Fotografie entscheidend geweitet hat.“ Der Preis ist mit 10.000 Euro dotiert und erinnert an den Maler und Akademiedirektor Hans Thoma (1839–1924). Zu den bisherigen Preisträgern gehören unter anderem Otto Dix, Anselm Kiefer oder Tobias Rehberger.

Und weitere Preise: Die 16 Jahre alte Pianistin Sonja Kowollik aus Münster ist am Sonnabend mit dem Förderpreis der Sparkassen-Finanzgruppe ausgezeichnet worden. Der Preis ist mit 5.000 Euro dotiert und wurde ihr im Rahmen des Schleswig-Holstein Musik Festivals beim „Musikfest auf dem Lande“ in Pronstorf (Kreis Segeberg) verliehen, wie das Festival mitteilte. Der Publikumspreis ging an den Lübecker ­Pianisten Constantin Schiffner (Jahrgang 1999).

Drei Preisträger von „Jugend musiziert“ hatten sich an dem Wettbewerb beteiligt. Die junge Pianistin Kowollik habe mit ihrer ausbalancierten Anschlagskultur, feinstem Gespür für ­musikalische Liniengestaltung und sympathischer Souveränität überzeugt so die Jury.

Die Berliner Regisseurin und Filmproduzentin Karin Kaper und der polnische Historiker Stanislaw Slawomir Nicieja haben am Sonnabend in Osnabrück den 41. Kulturpreis Schlesien des Landes Niedersachsen erhalten. Die Preisträger setzten sich mit ihren Projekten seit langer Zeit für eine vitale Erinnerungskultur ein, die das Thema Schlesien auch für die jüngere Generation erlebbar mache, betonte Niedersachsens Innen­minister Boris Pistorius.

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