DER JÄGER, TEIL 1
: Alles kaputt, bitte

Wildschweinangriff, sagt er. Oh, sage ich. Und dann erzählt er

Der Vermieter möchte, dass einmal im Jahr die Heizungstherme gewartet wird. Wir streiten uns ein bisschen, wer das zu bezahlen hat, er oder ich (letztes Jahr hab ich bezahlt und diesmal er), und dann schickt er mir einen Handwerker. Der schraubt die Therme auf oder versucht es jedenfalls. „War icke dit, der letztes Mal hier war? Weil die Schrauben sind so feste zu, dit kann nur ick jewesen sein.“ Dann kriegt er sie aber doch auf. Und wartet. Also, er wartet die Therme.

Ich frage, ob er mir noch was helfen kann, wo er schon mal da ist. Mich stört nämlich das Ticken von der Heizungsregleruhr schon seit zwei Jahren. „Den Thermostat meinen Sie“, sagt er. „Ja. Können Sie mir den kaputt machen? Ich hab es nämlich nicht geschafft“, sage ich. Er schraubt den Thermostat auseinander und weiß auch nicht so richtig, was wohin gehört. Altes Modell, sagt er. „Kaputt machen, darum hat mich noch nie jemand jebeten.“

Aber dann findet er, wo man die Uhr rausnehmen kann, und macht das Ding ohne Uhr wieder zu. Geil, danke, sage ich. Er fragt, ob alle Heizungen gehen. Weiß nicht, sage ich, hab diesen Herbst noch nicht geheizt. Aber die im Bad funktioniert eh nicht, und das ist auch gut, ich möchte da nicht heizen. „Sie sind ja lustig, wollen alles kaputt haben“, sagt er.

Er sagt, dass er eigentlich noch gar nicht arbeiten dürfe, weil er eine Zerrung im Fuß hat. Wildschweinangriff, sagt er. Oh, sage ich, wie das denn passiert sei. Und dann erzählt er, dass er Jäger ist und sehr naturverbunden und den Wald liebt und dass er allein letztes Jahr 161 Wildschweine erschossen hätte. „Da ha’ ick alle meine Rekorde jebrochen mit.“ Dass er aber, anders als seine Kollegen, keine kleinen Füchse tötet und auch keine Rehe, wenn da zum Beispiel eine Mutter ist, die ein Kitz hat. „Wie bei Bambi“, sage ich. „Genau“, sagt er, „da ha’ ick dann ’n janz weichet Herz.“

MARGARETE STOKOWSKI